Da ich die gesamte Reise nach Peru und auch meinen Aufenthalt vor Ort von meinem Ersparten finanziere, ist Geld ein Thema, bei dem ich lernen kann, Gott in wirklich jeder Situation zu vertrauen. Wird mein Geld dann noch für das Medizinstudium reichen?, frage ich mich oft, oder: Wie werde ich es schaffen, trotz des umfangreichen Medizinstudiums nebenbei zu arbeiten, zu bloggen, Sport zu machen und mich in der Gemeinde zu engagieren? (Von Schlafen, Essen, Kochen und sozialen Kontakten will ich gar nicht erst anfangen…)
Oft durfte ich nun schon aber auch in den ganz kleinen Momenten erleben, wie treu Gott ist: Einen Tag hatte ich beispielsweise durch den ganzen Reisestress nicht mitbekommen, dass man sich, um hier im Krankenhaus Brot zu bestellen, ein paar Tage vorher in ein Internetprogramm eintragen muss. Das bedeutete für mich nun mehr Arbeit beim Kochen oder Backen, vor allem abends, wenn man eigentlich schon müde und erschöpft war. Doch kaum zwei Stunden später erhielt Verena plötzlich die Nachricht, dass Brot übrig geblieben sei und ob sie dies nicht haben wollten. Freundlich, wie sie war, überließ sie mir davon die Hälfte und auch Sonja und Werner schenkten mir 7 von ihren Brötchen.
Als ob das alles noch nicht genug wäre, fragte mich im Krankenhaus in den darauffolgenden Tagen auch noch die Radiologin Melanie, ob ich die zwei Brote, die sie gebacken hatte, gebrauchen könne und ich war so überwältigt vor lauter Dankbarkeit, dass mir die Worte fehlten.
Eine ähnliche Situation hatte ich, was die Masken betraf: Die FFP2-Masken, die ich von Deutschland aus mitgenommen hatte, waren mir ausgegangen, doch noch bevor ich an diesem Tag aufbrechen konnte, um mir neue zu kaufen, sah ich plötzlich, dass in meinem Fach 2 neue Masken lagen: Ein wöchentliches Geschenk der Schule an jeden Mitarbeiter.
Ich werde oft bei den Familien, in denen ich vormittags mithelfe zum Mittagessen eingeladen, was natürlich einerseits immer eine wunderbare Gelegenheit ist, mit Missionaren ins Gespräch zu kommen und mich andererseits finanziell sehr entlastet.
Darüber hinaus hatte ich zu anfangs kein WLAN, doch mittlerweile haben wir die Möglichkeit, das Internet von dem Kinderheim gegenüber nutzen und von der freundlichen Nachbarsfamilie darf ich mir des Öfteren etwas Filterwasser in meinen Flaschen auffüllen, sodass ich zumindest nicht jeden Tag das teure Wasser aus dem Laden kaufen muss. Viele Dinge, die ich nicht aus Deutschland mitgebracht oder sogar vergessen habe, kann ich mir hier ausleihen: Einen mechanischen Milchschäumer (Ja, ich weiß, von all den Dingen, die man vermissen kann, ist das vermutlich das unnötigste...), warme Jacken für Wanderungen auf über 5000 Höhenmetern, Hallenschuhe oder auch einen etwas kleineren und praktischen Rucksack als meinen großen, von Deuter. Sogar ein Fahrrad habe ich für die drei Monate bekommen, samt Schutzhelm und Luftpumpe. #gracias
Von vielen weiteren lieben Menschen, die mich hier großzügig mit Kuchen, Kaffee, Marmelade, Chiasamen oder Chocllo versorgen, will ich gar nicht erst anfangenl. Oft bilden sich Fahrgemeinschaften nach Cuzco, sodass ich für diese Reisen ebenfalls kein zusätzliches Geld ausgeben muss. Und als ich letztens meinen Kontostand überprüft habe, fiel mir plötzlich auf, dass meine Oma mir einfach so aus dem Nichts 50 Euro überwiesen hatte, - hier in Curahuasi eine Menge Geld. Außerdem ist allein die Tatsache, dass ich den Flug so unheimlich günstig bekommen habe, natürlich auch noch eine unheimliche Erleichterung. Normalerweise bezahlt man so ungefähr das Dreifache.
Alles in allem kann ich also nur sagen, dass Gott mich hier so mit allem versorgt, dass ich mir zumindest keine Sorgen um Essen oder Trinken oder ein Dach über dem Kopf machen muss. Sogar etwas Geld für die Reisen, die ich gern noch unternehmen möchte, ist übrig und am Ende des Monats habe ich immer noch genug, um auch andere damit zu unterstützen. Es ist ein neues, aber irgendwie auch schönes Gefühl, völlig im Vertrauen auf Gott in den Tag zu starten, ohne immer genau zu wissen, was dieser an Arbeit bringen wird, oder wo ich das nächste Mal etwas zu Essen und zu Trinken herbekommen werde. Man lernt, besser auf spontane Änderungen zu reagierend, dankbar für jede Mahlzeit und jede Pause zu sein und auch enttäuschte Erwartungen zu akzeptieren.
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