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Moment der Entscheidung

Der Augenblick, in dem ich begriff, was Gnade heißt

Ihr Lieben: Ich habe auf diesem Blog bereits viel über Gott, mein Leben und seine Rolle darin erzählt. Doch von dem Moment, in dem ich mich wirklich bewusst (!) für ihn entschieden habe, habe ich glaube ich noch nie erzählt. Vor ein paar Tagen habe ich diesen Tagebucheintrag auf meinem PC wiederentdeckt und er klingt zugegebenermaßen nach außen hin vielleicht nicht so spektakulär wie eine Nahtoderfahrung oder andere beeindruckende Erlebnisse mit Jesus, aber in meinem Inneren ist in diesem Augenblick unheimlich viel passiert, das für mein weiteres Leben und meine Entwicklung eine große Rolle gespielt hat.

Deshalb habe ich euch den Bericht einfach einmal mitgebracht (wundert euch nicht über den veränderten Stil, ich war 14 :DD) und freue mich natürlich wie immer über’s Lesen oder wenn ihr mögt auch über geteilte eigene Erfahrungen mit dem Thema!

 

Also... Ich bin ja seit ich klein war mit dem Glauben aufgewachsen. Meine Eltern haben mir immer davon erzählt und ja... Für mich war das halt immer die Realität. Irgendwann habe ich dann angefangen, zu zweifeln. Ich wurde älter und der Glaube meiner Eltern war... nun ja... es musste erst meiner werden. Bewusst. Ich meine, es gibt so viele andere Religionen, wieso sollte ausgerechnet diese die richtige sein? Also hab mich dann irgendwie versucht, zu beruhigen. Immer, wenn ich mich umsah und all die Blumen oder die Tiere sah, hörte ich auf, zu zweifeln. Oder naja... so halb. Denn für mich war weiterhin klar: Das alles KANN einfach kein Zufall sein. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich selbst – oder jeder andere Mensch: meine Freunde, Familie, Bekannte - einfach aus Zufall entstanden sein sollten. Und das war es wahrscheinlich auch schon, dachte ich, was viele andere Menschen von unserem Glauben hielten. „Gut, die denken, es gibt einen Gott und irgendwann kommen sie in den Himmel. Punkt.“

 

Ich wusste schon, dass das nicht alles ist. Ich glaubte, dass ich schuldig war. Dass ich so viel falsch machte, dass ich einfach nicht zu Gott kommen konnte. So viele Fehler wie ich machte, wusste ich, dass ich für so einen perfekten Gott nicht gut genug war. Und außerdem wusste ich auch, dass Gott Liebe war. Das, was mir alle immer gesagt hatten. Dass ich nie allein gerettet werden konnte und das Gott mich – und jeden einzelnen, winzigen Menschen – so sehr liebte, dass er seinen einzigen Sohn opferte. Sich selbst. Jesus nahm meine Schuld auf sich und wurde dafür von uns getötet. Er musste sterben, damit uns vergeben werden konnte. Durch dieses Opfer, dass er aus Liebe zu uns tat, konnten wir zu Gott kommen. Das war der einzige Weg und wenn wir das glaubten... Wenn ICH das glaubte und dieses Geschenk annahm, würde ich zu Gott kommen. So weit so gut. Und das glaubte ich auch. Ich meinte wirklich, es verstanden zu haben. Ich erzählte anderen davon, damit sie hörten, dass auch sie diese Chance hatten, völlig frei von Frust, Anklage, Zweifel, Angst oder Verletzung zu werden. Dass es jemanden gab, der sie liebte, auch wenn sie sich selbst nicht lieben konnten. Hilfe, ich habe es tausende Male erzählt und doch nie wirklich verstanden. Wenn ich anderen von der Liebe Jesus' erzählte und von dem Frieden, den es bringt, sich ihm anzuvertrauen, fühlte ich mich leer. Ich konnte es nicht nachvollziehen, diesen Frieden. Hatte ihn noch nie erlebt. Und machte mir deshalb Sorgen. War mein Glaube nicht echt? Heuchelte ich nur? Ich hatte ständig Angst vor der Zukunft und dass ich zum Beispiel meine Eltern verlieren oder unheilbar krank werden könnte. Dass Gott einen Plan mit mir hatte, mit dem ich nicht klarkommen würde. Sowas. 

 

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Ich hatte all das von Kindheit an gehört, ich hatte nie dieses Gefühl gehabt, „gerettet“ werden zu müssen, so, wie sie es in der Gemeinde ausdrückten. Und vielleicht war ich das auch wirklich schon, höchstwahrscheinlich war Gott schon damals größer als mein Irrtum. All dieses „Wissen“ über die Existenz von Gut und Böse und der Bibel als Maßstab gehörte einfach zu mir. Ich glaubte irgendwie daran, dass Gott für diese Zwickmühle bereits einen Ausweg gefunden hatte, aber all das war nicht in meinem Herzen. Nur in meinem Kopf. Und ich begann, zu arbeiten. Bei allem, was ich tat, stellte ich mir vor, was Jesus an meiner Stelle getan hätte, und tat so viel Gutes, wie möglich. Bei Streit mit Klassenkameraden beispielsweise, versuchte ich ständig, alles richtig zu machen. Mich auf keine der beiden Seiten zu stellen, vielleicht sogar den Streit zu schlichten. Doch es war oft schwierig. So schwierig. Am Ende gaben alle mir die Schuld und sagten, wie enttäuscht sie von mir wären. Eine andere Freundin redete nicht mehr mit mir und war wütend, weil ich anscheinend ständig irgendwelche Sachen sagte, über die ich nicht nachdachte. Egal, was ich tat, ich schien irgendjemandem damit wehzutun. Irgendwann glaubte ich, dass die anderen Recht damit hatten, dass ich Schuld war. Und ich hasste mich dafür, dass ich es nicht hinbekam, obwohl ich es doch so sehr versucht hatte. Fragte Jesus, was er damit wollte, warum er nicht eingriff. Und dann war ich auf diesem Pfadfinderlager im August 2014.

 

An einem der Abende konnte ich lange nicht einschlafen. Ich hatte keine Ahnung, warum. Ich fühlte mich eigentlich ziemlich wohl und mir ging es auch ganz gut, aber ich lag stundenlang wach, ohne einzuschlafen. Ich bekam Angst. Draußen prasselte der Regen gegen die Zeltwand und es war stockfinster. Ich war die Einzige, die noch wach war. Völlig allein. Und eigentlich war das für mich auch kein Problem. Nicht mehr. Jetzt war ich ja schon relativ alt, bald 14. Aber schon wieder kamen diese blöden Sorgen. Ich hatte in einer Sendung von einer Krankheit gehört, die nach und nach genau die Hirnregion zerstört, die für den Tag – und Nachtrhythmus zuständig ist. Man schläft nicht mehr ein und irgendwann stirbt man aus Erschöpfung. Ich konnte schon immer nicht so gut einschlafen und... naja... in diesem Moment... Es ist albern, ich weiß. Aber ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht loszuheulen, damit ich die anderen nicht aufweckte. Und schon wieder etwas, was ich an mir hasste. Ich sagte mir ständig, dass ich mir keine Sorgen machen musste, weil Jesus da war, doch so sehr ich mich auch bemühte... - sie gingen nicht weg. Meine Klassenkameraden (einige) waren von dieser Art schon genervt und ich wollte sie gar nicht so nerven, ich verstand mich ja selbst nicht, aber ich konnte nicht aus meiner Haut. „Warum?“, fragte ich mich. „Warum musst du so bescheuert sein, Elena? Warum kannst du nicht sein wie alle anderen?“ Am liebsten hätte ich gegen irgendetwas geschlagen, vor lauter Frust, vorzugsweise gegen mich selbst. (Nachtrag: oha.)

 

 

 Das Schlimmste war, dass ich keine gute Christin war. Ich wollte anderen ein Vorbild sein, damit sie nachfragten und sich vielleicht Gedanken zum Thema machten. „Vielleicht ist ja doch was dran...“ So in etwa. Aber ich war selbst nicht besser und ich hasste mich dafür, dass ich scheinbar zu schwach dazu war, es zu schaffen. Zu schwach dazu, Jesus nachzufolgen. (Zweiter Nachtrag: Ich hoffe einfach sehr stark, dass ich das Wort „hassen“ in seiner Verwendung damals unterinterpretiert habe. Oh Mann, mir war selbst nicht mehr bewusst, wie intensiv enttäuscht ich von mir selbst während der Pubertät war…) 

 

Ich hatte immer das Gefühl, immer nur noch mehr machen zu müssen. Mehr arbeiten, ein besserer Mensch sein. Und das Schlimmste war, dass all meine Vorbilder, - Christen aus Büchern oder Filmen, die ihre eigenen wahren Geschichten erzählten, wirklich gelebt hatten. So etwas konnte also gehen! Sie sagten Gott, dass sie ihr Leben mit ihm leben wollten und schlagartig half er ihnen, sie besserten sich, und einer, der mich schon als kleines Mädchen tief beeindruckt hatte, opferte sich sogar für den Jungen, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte. Er selbst starb und der andere wurde gerettet, weil der Junge wusste, dass er selbst, wenn er starb, bei Jesus wäre, aber der andere verloren wäre. Ich wollte so etwas auch tun können, aber tief in mir drin wusste ich, dass ich viel zu viel Angst vor dem Tod hatte. Für mich bedeutete er Verlust, Zurücklassen von denen, die ich liebte. Und auch wenn mir alle sagten, dass ich dann bei Jesus wäre, hatte ich Angst. Angst, Angst, Angst. Erst im Nachhinein wurde mir klar, was das für ein anstrengendes Leben war. Wie ich mich selbst fertig machte.

 

 

Irgendwann wurde Maria – eine Mitarbeiterin meiner Sippe – wach und fragte mich, was los war. Da ich sowieso nicht mehr einschlafen konnte, stand sie mit mir auf und wir gingen durch den Matsch – es hatte am Vortag geregnet – zu einer selbstgebauten Kirche aus Zeltplanen. Zum Reden. Als wir da waren, zündete sie eine Kerze an und wir begannen, uns zu unterhalten. Ich erzählte, was mich so bedrückte. Und sie meinte, dass das ein Falschdenken von mir sei. Etwas, von dem ich glaubte, dass es richtig war, doch was mich eigentlich nur kaputt machte. Doch ich verstand sie nicht. „Du musst nichts für Jesus tun. Lass ihn für dich arbeiten.“, sagte sie, aber ich wehrte mich innerlich dagegen. Jesus hatte so viel für mich getan, da musste ich doch etwas zurückgeben! Wir sollten ihm doch nachfolgen! Dachte ich. Nichts für ihn tun, das war so... undankbar. Und dann sagte dieser Mann neben uns, der ein Stück mitgehört hatte, diesen Satz. Ich hatte ihn schon mindestens 1000 mal gehört, doch es war das erste Mal, dass ich ihn RICHTIG hörte. Ihn verstand. Es war ein Vers aus der Bibel. Johannesevangelium. „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. (…) Bleibt an mir und ich bleibe an euch. Eine Rebe (ihr) kann nicht aus sich selbst heraus Frucht bringen; sie muss am Weinstock bleiben. Auch ihr könnt keine Frucht bringen, wenn ihr nicht mit mir verbunden bleibt.“, las er vor. Und dann das Wichtigste: „ICH bin der Weinstock; und IHR seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt und ich dann auch mit ihm, der trägt viel Frucht. Denn getrennt von mir könnt ihr überhaupt nichts tun.“ Überhaupt nichts... Jedes Wort fiel wie ein Stein.

 

Und dann verstand ich es mit einem Mal. Mein ganzes Leben hatte mich bemüht, FÜR Jesus Sachen zu tun, Hindernisse zu bewältigen. Um ihm zu dienen. Und das hätte mich beinahe kaputt gemacht. Ständig hatte ich ihn um Hilfe gebeten und nach einer Antwort gefragt, wenn etwas schief ging. Und hier war sie, die Antwort: GNADE. So viel hatte ich darüber gehört, so viele Lieder gesungen. Und es nie verstanden. Denn hier stand es, dass wir ohne ihn überhaupt nichts tun können. Egal, wie sehr ich mich abmühte, egal, wie sehr ich auch versuchte, ihm zu gefallen... aus eigener Kraft konnte ich es überhaupt nicht schaffen. Alle Versuche endeten im Nichts. Und auf einmal verstand ich nun, dass das gar nicht NÖTIG war. Ich brauchte gar nicht so verzweifelt versuchen, ihm und auch mir selbst zu gefallen. Ich musste überhaupt nicht mehr leisten, als das, wozu ich fähig war. Jesus liebte mich. Gott liebte mich. Mich, den kleinen, unbedeutenden Menschen unter Milliarden von anderen Menschen, der – mehr schlecht als recht – durchs Leben stolperte. Er nahm mich so an, wie ich war, ohne Bedingungen und Aufträge. Sein Ziel war es mir, Frieden zu geben. Mein Fehler war immer gewesen, FÜR ihn zu arbeiten. Jetzt verstand ich, dass ich das nicht machen musste, sondern dass er Durch mich arbeitete. Ich säte die Botschaft aus, wenn ich anderen von ihm erzählte, aber es lag in seinen Händen, ob die Saat aufging, oder nicht. Ich musste mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass ich die richtigen Worte nicht fand. Ich musste mir keine Gedanken mehr darüber machen, wie ich bei anderen rüberkam. Ich musste mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass irgendetwas mit mir nicht stimme, oder dass ich andere Leute mit meiner Art verletzte. Denn all das gab ich nun in seine Hand. Er lenkte mich. Wenn ich etwas nicht allein schaffen konnte... er konnte es. Ich musste aufhören, selbst zu versuchen, ein Wunder zu produzieren. Dafür war nun er zuständig. Und wenn ich merkte, dass er etwas von mir wollte, konnte ich ihn bitten, mir seine Kraft zu geben. Er hatte alles in der Hand. Er hatte einen Plan. Und bei ihm konnte ich den Frieden finden, nachdem ich mich so lange gesehnt hatte.

 

Mit einem Mal konnte ich diese absolute Freude und Geborgenheit zum ersten Mal spüren: Sein Wille geschehe. Diese Worte nahmen eine unglaubliche Last von meinen Schultern. Ich konnte die Verantwortung jemand anderem geben. Und ich legte alle, die ich mochte und auch die, bei denen ich mich vielleicht bemühen musste, sie zu mögen, in seine Hände. Er würde sich um sie kümmern. Das war nicht meine Aufgabe. Zuerst war es schwierig, alles abzugeben, doch als ich es dann getan hatte, war ich unheimlich froh. Friede. Geborgen. Bei ihm. Und vor allem anderen: Seine Liebe und seine Gnade. Ich verstand nun, was Paulus meinte, wenn er sagte: Tut alles, was ihr tut, in Liebe. Seiner Liebe.“ Nicht, weil ich es musste, sondern weil er es war, der mich zuerst gerettet hatte und weil Jesus mir all die Kraft und die Liebe geben konnte, die ich brauchte. Auch, wenn die Situation mal schwierig war. Das nahm mir auch die Angst vor den Krankheiten. Gott hatte einen Plan mit mir, den besten, den es gab. Er hatte mich geschaffen, wusste schon lange vor meiner Geburt, dass es mich einmal geben würde. Und selbst wenn es sein Plan mit mir war, dass ich einmal krank werden würde, dann war ich sicher, dass das seine Richtigkeit hatte und dass er mir die nötige Kraft geben würde, den Auftrag auszuführen. Er würde mich nie verlassen, das wusste ich nun. Und damit war auch mein Selbsthass verschwunden. Ich konnte ganz geborgen in Gottes Frieden bleiben und seine Geschenke annehmen, mit dem, was gut für mich war. Ich betete noch, vertraute mich ihm ganz an. Nun nahm ich das Geschenk noch einmal an: Dass er für MICH am Kreuz gestorben war und ich nun wegen seiner Gnade bei ihm sein konnte. Dass er mich liebte, egal wie schlecht ich war und wie viele Fehler ich auch machte und dass er mich auf den richtigen Weg zurückführte, wenn ich einmal davon abkam. Er hielt mich fest in seiner Hand. Durch seine Liebe zu mir konnte ich gerettet werden. Ich gab mein Leben in seine Hand, denn nur er wusste, was gut für mich war. Auf dem Nachhauseweg war ich mit einem Mal ganz ruhig und glücklich. Ich konnte den Frieden, der mich durchströmte, förmlich spüren. Der Mond stand voll und rund am Himmel über mir und beleuchtete meinen Weg. Früher hatte ich mit meiner Fantasie immer ein Gesicht in den Flecken des Mondes gesehen. Es schien mir immer schmerzverzerrt und leidend gewesen zu sein. Heute war es das erste Mal, dass es lächelte.

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