· 

Warum ich mich für das Medizinstudium entschieden habe

 

Dieser Moment, wenn man auf seinem Blog unter „News“ eine Artikelüberschrift (plus funktionslosen Link, peinlich) ohne Eintrag findet…

Eh ja. Ups. Sorry an alle, die sich bereits gewundert hatten.  

 

Eigentlich ist es jetzt auch viel zu spät dafür, den Text noch zu schreiben, denn die Entscheidung für Medizin liegt immerhin bereits über zwei Jahre zurück. Aber aktuell ist dieser Wunsch in mir immer noch - und gerade im Hinblick auf das anstehende Physikum ist es vermutlich gar nicht so schlecht, sich noch einmal bewusst zu machen, wofür man das alles auf sich nimmt und irgendwie ja auch viel an Zeit dafür opfert.

Zu Beginn stand in meinem Vorstellungstext auf dieser Website auch nicht „Medizinstudentin“, sondern – wie ihr vielleicht wisst – „Lehramtsstudentin“ mit der Fächerkombination Biologie und Spanisch. Die Beschreibung „ungewöhnlich“ ist in diesem Fall noch eine Untertreibung; „unnötig kompliziert“ traf es beim halbjährlichen Stundenplan-Basteln schon eher. Doch das ist nicht der Grund dafür, dass ich mich schließlich doch noch anders entschieden habe.

 

Hier nehme ich euch jetzt also einmal in meine damaligen Gedanken und Prozesse mit hinein, auch und vor allem, weil ich glaube, dass das Thema „Entscheidungen Treffen, die das Leben nachhaltig beeinflussen“ eines ist, das uns alle betrifft und mehr oder weniger auf eine Belastungsprobe stellt. Und auch in Bezug auf das geistliche Leben mit Gott ist es wichtig: Gibt es nur diesen einen Weg für mich oder kann ich mich auch noch einmal anders entscheiden? Ist das dann überhaupt eine freie Entscheidung, oder wusste Gott schon vorher, was ich tun werde? Ist mein Weg vorherbestimmt, ohne, dass ich daran etwas ändern kann oder darf ich mitgestalten, spontan sein, abwägen? Segnet Gott die eine Wahl mehr als eine andere? Und – wie treffe ich überhaupt Entscheidungen, die ihn ehren? Ihr seht: Es ist ein Fass ohne Boden.

 

Zu dem Thema Berufung habe ich bereits einmal einen Blogartikel verfasst, den ihr hier nachlesen könnt, wenn es euch interessiert. Falls ja, dann empfehle ich das tatsächlich, bevor ihr hier weiterlest :D 

 

Alle wieder da? Super.

Dann also weiter im Text.

 

 

Nach meinem Abitur hatte ich ja zunächst einmal einen Freiwilligendienst bei Diospi Suyana in Peru gemacht, wo ich sowohl in Lehramt und Medizin hineinschnuppern konnte. Beides gefiel mir, sodass ich mich auch für beides bewarb, doch der Gedanke, 6 Jahre lang ein anstrengendes Studium absolvieren zu müssen, um nachher vermutlich einen wenig familienfreundlichen Beruf mit dem mühsam Gelernten auszuüben, schüchterte mich ziemlich ein. Ich wusste wegen meines Abiturs noch, wie wenig gut ich mit Stress umgehen konnte und hatte mich in dem Jahr danach in Südamerika zwar positiver in Richtung Gelassenheit und Spontaneität entwickelt, war aber dennoch unsicher, ob ich mir das wirklich antun wollte. Was ich allerdings sicher wusste, war, dass ich ohne Gott in diesem Studium und auch dem Beruf später verloren war. Ich wollte es nur mit ihm und seiner Kraft machen und keinesfalls allein. Ohne sein explizites Calling, ohne sein deutliches „JA“ traute ich mir das einfach nicht zu. 

 

Dennoch konnte ich nicht leugnen, wie sehr mich die Operationen, bei denen ich dabei sein durfte, faszinierten, wie schön es war, einen Allgemeinmediziner oder Kinderarzt bei den Gesprächen zu beobachten, wie gut ich  mir diesen eher psychologischen Teil der Arbeit vorstellen konnte.

 

Ich bat Gott also um ein „JA“, eines, das ich auch verstand. Doch es kam nichts. Weder ein Ja, noch ein nein. Stattdessen erhielt ich sowohl für Lehramt, als auch für Medizin einen Platz in Marburg, wo ich hinwollte und war wieder mit der Qual der Wahl konfrontiert, der ich gehofft hatte, schon durch das Bewerbungsverfahren entkommen zu können.

Mist.

 

Noch hatte ich einige Wochen der Sommerferien Zeit, mich zu entscheiden und beschloss – nachdem wir wegen Corona frühzeitig aus Peru gehen mussten – eher aus Alternativlosigkeit, ein Pflegepraktikum auf der Chirurgie, inneren Medizin und Neurologie zu absolvieren. Auch darüber gibt es auf diesem Blog einen Eintrag (ja, auch der lohnt sich, ich war das erste Mal dabei, wie ein Wunder passiert ist, für das es medizinisch keine Erklärung gab…), aber kurzgefasst kann ich sagen, dass es eine sehr prägende Zeit für mich war. Ich merkte, dass mir der Umgang mit Patientinnen und Patienten sehr lag, dass es mir Freude bereitete, ihnen das Gefühl zu geben, wertvoll und ernstgenommen zu sein und hatte den Eindruck, dass Gott meine Gabe, zuzuhören, zu ermutigen und dann und wann einfühlsam von ihm und seiner Liebe zu erzählen, hier sehr gut gebrauchen konnte. Dass er mich gebrauchte. Oft sprach er durch seinen Geist in meine Gedanken hinein, half mir mit hilfreichen Bibelversen auf die Sprünge, auf die ich von allein nicht gekommen wäre, gab mir Worte, wo mein menschliches, zutiefst mitfühlendes Herz manchmal einfach keine Worte hatte.

 

 

Ich lernte außerdem viel Neues über mich selbst: Über meine Belastbarkeit, die ich nach meiner Essstörung lange unterschätzt hatte, physisch wie auch emotional. Ich hatte immer geglaubt, für Medizin völlig ungeeignet zu sein, allein schon, weil ich mir lange nicht vorstellen konnte, bei einer Operation dabei zu sein, doch nun bemerkte ich überrascht, dass mich das überhaupt nicht störte, im Gegenteil. Gottes Wunder Schöpfung faszinierte mich zutiefst und bei einer Darmresektion blieb mir unter der Maske vor lauter Staunen der Mund offen stehen. 

 

Ich war immer ein ausgewachsener Hypochonder gewesen, doch gerade die Zeit während meines Freiwilligendienstes hatte mir sehr geholfen, Ängste und Sorgen abzulegen – oder zumindest, zu lernen, wie ich sie abgeben konnte, auch wenn sie natürlich immer noch ab und an in mir hochkamen, wenn ich es gerade eindeutig nicht gebrauchen konnte. Aber sie lähmten mich nicht mehr und ich traf bewusst die Entscheidung, ihnen keine Macht zu geben. Auch dieser Punkt, mit dem ich mich gedanklich oft selbst disqualifiziert hatte, schien also abgehakt.

 

Und dennoch… merkte ich natürlich auch, wie anstrengend die Arbeit war. Verglichen mit dem wunderschönen Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, Menschen wirklich praktisch helfen zu können, trat das jedoch schnell in den Hintergrund.

 

Mein größter und wichtigster Punkt neben Familie, Work-Life-Balance und Berufung fehlte aber noch: Was hatte Gott wirklich mit mir vor? Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber ich darf für so vieles dankbar sein, mit dem er mich beschenkt hat. Es gibt viele Dinge, die mir Spaß machen, die mich begeistern – vor allem im künstlerischen und sprachlichen Bereich. Würde ich diese Leidenschaften aufgeben müssen und damit letztendlich vergeuden, wenn ich mich dazu entschloss, Medizin zu studieren? Konnte es überhaupt richtig sein, dass Gott mich im medizinischen Bereich gebrauchen wollte, wenn er mir so viele andere Ding ins Herz gelegt hatte? Wollte ich vielleicht nur aus Stolz studieren, weil ich es konnte und weil mir viele sagten, dass ich eine gute Ärztin wäre? Stimmte meine Motivation? Letzten Endes lief alles auf Folgende Frage hinaus:

 

Wo konnte und sollte ich Gott am meisten dienen? Welcher Beruf war derjenige, mit dem ich ihn ehrte und mit dem mein Leben am meisten Frucht bringen würde? Im Nachhinein weiß ich, dass diesen Gedankengängen viel Demut fehlte, dass ich erst einmal lernen musste, dass ich letzten Endes nicht viel aus eigener Kraft wirklich TUN konnte, sondern dass Gott mich in vielen Bereichen gebrauchen konnte, - wenn er das wollte.

 

 

Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich die Entscheidung aber alles entscheidend und endgültig an – und machte mir unheimlich großen Druck. Ich versuchte, den Vers aus Römer   wie eine Schablone auf meine Zwickmühle anzuwenden und begann tatsächlich Pro- und Contra-Listen zu schreiben, so hin- und hergerissen war ich. Eine Kopie dieser Liste habe ich euch einmal mitgebracht, damit ihr seht, wie ernsthaft ich wirklich die richtige Entscheidung treffen wollte. Aber no pressure, haha. 

 

 

Lehramt schien mir langfristig weiser: Ich konnte Schüler und Schülerinnen für ihr weiteres Leben prägen, ihnen gute Gedanken und Ermutigungen mit auf den Weg geben und von Körper, Seele und Geist wollte ich mich eigentlich eher auf den Geist und die Seele konzentrieren als auf den Körper. Es erschien mir - aus Ewigkeitsperspektive gedacht - einfach sinnvoller. Und dennoch, auch von Medizin waren Seele und Geist ja nicht auszuklammern, im Gegenteil. Vielleicht brauchte es gerade da Menschen, die ihren Hauptfokus eben nicht auf den menschlichen Körper legten, sondern auf das INDIVIDUUM (Unteilbare) als Ganzes?

 

Irgendwann kam ich dann zu dem Schluss, dass man ein stehendes Auto nicht lenken konnte und dass es bestimmt nicht schaden konnte, einfach einmal „loszufahren“. Sehr weise, Elena. Leider nicht mein eigener Geistesblitz. Aber hey, solange er dazu führte, dass ich einfach irgendetwas tat, anstatt vor lauter Angst, das Falsche zu tun, schließlich gar nichts zu tun - was sicherlich auch nicht unbedingt das Richtige war - hatte es ja wohl seinen Zweck erfüllt, oder? Ich beschloss, erst einmal den einfacheren, familienfreundlicheren, objektiv leichteren Weg zu wählen. Und wenn ich unterwegs merkte, dass das meine Berufung – oder zumindest eine mögliche Berufung – war, hinter die sich Gott stellte, dann: Super! Und falls ich merkte, dass es nicht das Richtige war und dass Medizin mich nicht losließ, dann wusste ich immerhin, dass ich das wirklich wollte.

 

Ich zog also meine Bewerbung für Medizin zurück, schrieb mich für Lehramt ein und arbeite die letzten Monate vor dem Studium in der Anamnese und Patientenbegleitung eines christlichen Suchtkrankenhauses. Wieder merkte ich, dass ich den Patientenkontakt liebte und wie durch ein Wunder in jedem einzelnen Gespräch früher oder später eine Tiefe entstand, die ich in sonstigen Alltagskonversationen oft vermisste. Hier ging es ums Ganze: Um Freiheit und wie man sie finden konnte, um den Sinn des Lebens und wofür es sich lohnte, etwas zu riskieren und aufzugeben. Ich erlebte Menschen, die frei von Abhängigkeit geworden waren, die sich mit Gottes Hilfe einen Weg zurück ins Leben gekämpft hatten und mir ehrlich interessiert zuhörten, wenn ich auf die teilweise sehr komplizierten, persönlichen Fragen versuchte, eine Antwort zu finden. Ich merkte auch, dass ich sehr wohl lernen musste, eine Distanz aufzubauen, die ich vorher noch nie in Beziehungen benötigt hatte, doch diese Herausforderung schüchterte mich nicht ein, sondern begeisterte und faszinierte mich. Ich spürte, wie die Arbeit mich erfüllte, mein Herz berührte, mein ganzes Wesen an einen Ort stellte, für das es gedacht zu sein schien. Blöd nur, dass ich bereits für Lehramt eingeschrieben war. Und blöd, dass ich erst jetzt erfuhr, dass ich mit der Medizin ja sogar in die Psychologie gehen konnte. Zu meiner Mutter sagte ich in dieser Zeit etwas wehmütig: „Warum muss ich denn noch studieren? Ich habe doch gerade einen Job, der mir gefällt und Spaß macht.“

 

 

Bei sich dachte sie damals schon: „Und warum studiert sie dann bitte Lehramt?“ Doch ganz die Pädagogin ließ sie meine Aussage einfach so stehen und unterstützte mich auf dem Weg, den ich noch gehen musste. Auch die Leute auf dem Reentry-Treffen unserer Freiwilligenorganisation spiegelten mir von sich aus ohne einen Kommentar meinerseits, dass ich das mit der Medizin doch nochmal überdenken sollte, sahen sie doch das Leuchten in meinen Augen, wenn ich von meinem Pflegepraktikum berichtete. Und dennoch… meine Wahl war gefallen. Vorerst. 

 

Während der ersten Studiensemester unter Corona-Bedingungen merkte ich dann immer mehr, wie Zweifel in mir aufstiegen. Ich saß in den Pädagogik-Veranstaltungen und fragte mich öfter und öfter, ob ich wirklich eine „Lehrerin“ war. Die Vorstellung, mit Schülern zusammenzuarbeiten, die interessiert und motiviert waren, schreckte mich keineswegs ab, doch mit denen umzugehen, die eigentlich überhaupt keine Lust auf das Fach hatten… - das stellte ich mir 40 Jahre meines Lebens einfach anstrengend vor. Immer, wenn ich gefragt wurde, was ich studierte, sagte ich etwas wie: „Lehramt für Bio und Spanisch, aber…“ Ich schaffte es einfach nicht, diesen Satz stehen zu lassen, mich damit abzufinden, dass ich Lehrerin sein würde. Darüber hinaus war ich auf einem CIG-Wochenende (Christen-Im-Gesundheitwesen) mit dabei, obwohl ich immer noch Lehramt studierte… - Was ja schon auch irgendwie tief blicken lässt.

 

In meinen ersten Semesterferien fuhr ich eine Zeit in die Heimat, wo ich mich mit meinem alten Jugendleiter aus der Gemeinde auf einen Spaziergang traf. Er kannte mich recht gut und basierend darauf traute ich mich, einfach mal die Frage zu stellen, die mich beschäftigte: „Sag mal, Sven. Siehst du mich eigentlich als Lehrerin? Kannst du dir das bei mir gut vorstellen?“

Er schwieg kurz, dann blickte er mir forsch in die Augen. „Ganz ehrlich?“

„Ich bitte darum.“

„Dann… eher nicht.“ Okay. Das war mal eine Ansage. Aber er setzte sofort zu einer Begründung an. „Weißt du, ich habe dich ja einfach auch erlebt, in Jugendgruppen, beim Planen von den Events… Und ich hatte den Eindruck, dass du immer einen hohen Anspruch an dich selbst, aber auch an die anderen um dich herum hattest. Wenn Sachen nicht so gelaufen sind, wie du dir das vorgestellt hast, warst du schnell frustriert. Das ist natürlich nur etwas, was ich nur in diesem Rahmen beobachten konnte, aber ich kann mir vorstellen, dass dir manchmal das Verständnis für die Menschen fehlen würde, die nicht in deinem Tempo begreifen oder verstehen, beziehungsweise, die auch gar keine Lust dazu haben. Kann es sein, dass dich das stressen würde, ständig um zu planen, zurückzutreten, Arbeiten zu kontrollieren, zu wiederholen und zu wiederholen bis zum Umfallen?“

 

Natürlich protestierte ich zunächst: Ich hatte ja in Peru schon gemerkt, dass ich unterrichten konnte, ich mochte es, Dinge zu erklären, mir Unterrichtsmaterialien zu überlegen, Events zu planen… An meinem hohen Anspruch würde ich bestimmt lernen und wachsen… Unsere Jugend war ja auch schließlich besonders gewesen und nicht wie eine Schulklasse… blabla. Es waren eindeutige Schwächen, die er an mir sah und so etwas ist nie leicht einfach zu akzeptieren. Aber irgendwann gingen auch mir die Argumente aus und ich merkte, dass ich ihm tief in meinem Inneren eigentlich nur zustimmen konnte. Ich war gar nicht mehr so sicher, dass ich Lehramt wirklich wollte und erkannte, dass ich den Studiengang aus vielen Gründen nur gewählt hatte, um später neben meinem Beruf auch noch Sachen machen zu können, die mir wirklich am Herzen lagen. Aber ganz ehrlich: So etwas ist nie eine gute Motivation um eine solche Entscheidung zu treffen.

 

„Dein Beruf sollte im Bestfall etwas sein, was dich erfüllt, wenn du so viel Zeit deines Lebens darauf verwendest.“, sagte Sven nun. Er selbst war Elektriker, aber er nutzte die Zeit, die er bei den Klienten war, sehr dafür, tiefe und ernste Gespräche zu führen über Dinge zu führen, die wirklich von Bedeutung waren, den Leute zuzuhören und zu ermutigen. Das war ein Vorbild für mich und ich merkte, dass ich mir das auch im medizinischen Bereich sehr gut vorstellen konnte. Ich wollte jedem Menschen das Gefühl geben – oder ihn zumindest so behandeln – wie ein geliebtes King Gottes und das fiel mir immer leichter mit einem direkten Gegenüber. Auch der Lehrer oder die Lehrerin leisten eine wichtige Aufgabe darin, jahrelang in einen Menschen zu investieren, es ist eine Vorarbeit, die vermutlich wichtiger ist als der Moment, in dem eine Person dann letztendlich dank all der Vorbereitung eine Entscheidung für Gott oder auch einfach schon für ihr Leben trifft, doch ich muss gestehen, dass ich nicht der geduldigste Mensch bin. Es mag komisch klingen, aber im Krankenhaus hatte ich oft den Eindruck, dass Gott mich eher am Ende der Kette einsetzen kann und möchte.

 

Ich würde euch gern erzählen, dass ein Blitz vom Himmel kam oder ich Gottes Stimme akustisch hören konnte, aber letzten Endes durfte ich mal wieder eine Entscheidung treffen. Doch dieses Mal kam plötzlich eine riesige, übersprudelnde Freude in mein Herz, zusammen mit einem Frieden, die es mir leichter machten. In dem Augenblick, in dem ich den Gedanken wirklich, ernsthaft zuließ, den Studiengang noch einmal zu wechseln, durchflutete Vorfreude und Begeisterung meine Adern und ich merkte, wie mich die Aussicht mit Freude erfüllte, einmal Ärztin zu sein.

 

Ich sagte es Sven und sprach viele Vorzüge noch einmal laut aus: „Ich könnte damit ja sogar ins Ausland in die Entwicklungshilfe, wo es mich ohnehin hinzieht, oder in die Psychologie über den medizinischen Psychotherapeuten oder sogar doch noch in die Lehre, wenn es mich dorthin zieht.“ 

„Da hast du Recht. Und Elena, Medizin muss auch nicht mehr so anstrengend sein, wie es mal war. Gerade für Frauen gibt es in einer Praxis mittlerweile gute Möglichkeiten, den Beruf noch mit der Familie und dem Leben nebenbei zu vereinbaren!“

 

Es war ein Schlüsselmoment, in dem mir klar wurde, wie viele meiner Kontras eigentlich aus einer Angst resultierten, die die Rechnung ohne Gott gemacht hatte: Natürlich war Medizin ein harter Studiengang und auch der Job danach für mich als Person und Menschen sehr herausfordernd, vielleicht sogar unmöglich, doch wenn Gott mich dort haben wollte, dann würde er mir die Kraft dafür schenken, weil er in seinem Wort versprach, dass er keine Herausforderung schicken würde, die über unsere Kraft ging. So einfach war das. Und wenn er mir Zeiten schenken wollte, in denen ich auch wieder in andere Interessen investieren durfte, um ihn damit zu ehren, dann würde er das tun.

 

Alles hat seine Zeit., sagt schon der Prediger.

 

Außerdem erkannte ich, dass auch ein anderes meiner Argumente, dass sich Medizin zu sehr auf den sterblichen Körper anstatt auf die Seele und den Geist konzentrierte, ziemlich unsinnig gewesen war: Schließlich gehörten diese Dinge untrennbar zu einem „Individuum“ dazu und gerade im gesundheitlichen Bereich war es umso wichtiger, dass Leute diesen Zusammenhang nicht übersahen oder vergaßen. In Peru hatte ich erlebt, dass viele Krankheiten der Patientinnen und Patienten auch eine geistliche Ebene haben konnten, gerade bei solchen, die in schamanische Bräuche verstrickt gewesen waren. Aber auch der rein psychologische, geistige Bereich spielte schon eine große Rolle bei der Entstehung und auch dem Umgang mit Erkrankungen. Die Perspektive, sich darauf konzentrieren zu können, motivierte mich sehr.

 

Ich wurde ganz ruhig, mit einem Mal. Sven und ich beteten noch zusammen, dann verabschiedeten wir uns und ich ging an diesem Abend zum ersten Mal seit langem glücklich und erfüllt ins Bett. Meinen Eltern teilte ich die Pläne so bald ich konnte, mit und obwohl das natürlich bedeutete, dass ich die letzten zwei Semester quasi „umsonst“ Miete bezahlt hatte, stellten sie sich zu meiner Erleichterung hinter mich. 

 

In den nächsten Wochen und Monaten kristallisierte sich nun ein ganz entscheidendes Prinzip von Gottes Reich und seinen Regeln auch in meinem Leben heraus: Ich war zuerst den Vertrauensschritt gegangen und erlebte erst danach Gottes Wirken und seine Bestätigung. Petrus setzte einen Fuß aufs Wasser aus dem Boot und spürte erst dann, dass es ihn trug, wenn er seinen Blick auf Jesus gerichtet hielt. Abraham sah erst, dass Gott ihn wirklich nach Kanaan geführt hatte, als er dann wirklich da war. Und auch die Sintflut kam erst, als Noah die Arche bereits gebaut hatte.

In meinem Fall geschahen viele Dinge, die mich in meiner Entscheidung bestärkten und ermutigten und die das auch heute noch tun, wenn ich wieder einmal völlig erschöpft und herausgefordert bin:

 

Zuerst einmal kamen viele Freunde und Bekannte auf mich zu, die ich als Menschen und auch wegen ihres treuen Weges mit Gott sehr schätze. Unabhängig voneinander sagten mir viele: „Das mit Medizin haben wir bei dir schon immer gewusst, aber wir wollten dir die Zeit geben, da selbst drauf zu kommen.“ Besonders ermutigend war das, weil (nicht nur, aber viele!) Mediziner dabei waren, die schließlich wussten, worauf ich mich einlassen würde.

 

 

Nun musste ich aber auch noch wieder eine Zusage bekommen. Ich bewarb mich in den Semesterferien noch einmal um und flog – obwohl ich noch keine Zusage bekommen hatte – in meiner Lehramt-Klausurenphase noch einmal nach Peru, anstatt an den Prüfungen teilzunehmen. Natürlich war das ziemlich hoch gepokert und man könnte mir vermutlich vorhalten, Gott damit „herausgefordert“ zu haben, doch ich war mir in diesem Moment einfach sicher, dass ich seiner Zusage vertrauen konnte. Meine Wohnung in Marburg behielt ich während dieser Zeit, sodass ich im Zweifelsfall innerhalb von 7 Tagen womöglich in eine andere Wohnung würde umziehen müssen, falls ich in Marburg keinen Platz bekam. Verrückt? Schon, ich geb’s ja zu. 

 

Erst in Peru selbst erhielt ich dann tatsächlich die Zusage – und zwar NUR. Für. Marburg. Ich war völlig baff. Schon mein ursprünglicher Wunsch, dorthin zu gehen, war seltsam intuitiv gewesen und gar nicht aus dem Grund erfolgt, dass ich die Stadt besonders gut kannte, aber nun bestätigten sich für mich in einem Augenblick zwei Dinge: Ich war am richtigen Ort. Und Gott bekräftigte mit dem Geschenk eines Studienplatzes auch noch die Entscheidung, Medizinerin zu werden.  

Es stellte sich außerdem bald heraus, dass mir Teile meines vorherigen Studiums für Biologie und Chemie angerechnet wurden, sodass ich die Zeit in Marburg gar nicht umsonst verbracht hatte und obendrein auch noch viel schönere Möglichkeiten gehabt hatte, in Ruhe eine Gemeinde zu finden und kennenzulernen. Selbst meine Wohnung hatte ich nun behalten können.

 

Im Rückblick war Gottes Weg wieder einmal der bestmögliche gewesen und auch während des Studiums, mittlerweile schon im vierten Semester, erlebe ich, wie er mich durchträgt. Aber die letzten beiden Jahre waren schon auch hart und ich muss gestehen, dass ich oft zu sinken beginne, wenn ich wie Petrus beginne, von Jesus weg auf die Wellen zu schauen. Ich habe mich nur mit Gott zusammen für dieses Studium entschieden und da ist es kein Wunder, dass ich strauchele, wenn ich ihn dabei vergesse und wieder nur aus eigener Kraft versuche, die Herausforderung Leben mit all ihren Überraschungen und Tücken zu meistern. Und das ist jeden Tag, jede Woche, wieder ein Vertrauensschritt: So oft sagt mir mein menschlicher Verstand, dass ich mir diese Stunde Zeit für Gott jetzt auf gar keinen Fall nehmen kann, weil ich sie dringend für’s Lernen brauche und viel zu oft verliere ich diesen Kampf und setze mich an den Schreibtisch.

 

Im dritten Semester hatte neben der Uni noch zwei Schichten die Woche in einem christlichen Büchercafé gearbeitet und war dementsprechend erschöpft, nachdem ich wochenlang jeden Tag bis 23 Uhr abends Anatomie gelernt hatte, weil ich den Stoff mit allen anderen Terminen und Praktika sonst einfach nicht schaffte. Tränenüberströmt, übermüdet und mit meinen Kräften am Ende saß ich eines Abends im Gottesdienst, weil ich so sehr das Gefühl hatte, Gott in meinem Leben nicht mehr zu spüren. War ich der reiche Jüngling, der sich für andere Dinge entschieden hatte, die in seinem Leben wichtiger waren, als Gott nachzufolgen? Jegliche Kontrolle schien mir zu entgleiten angesichts der vielen Termine, Herausforderungen und auch psychischen Kämpfe, die ich zu dieser Zeit gegen Angst und Unsicherheit führte. Mein Tag schien einfach nicht genug Stunden zu haben.  

 

Ich flehte Gott oft an, mir dabei zu helfen, bessere Entscheidungen für meine Prioritäten und vor allem ihn und David zu treffen, hatte aber den Eindruck, mich damit nur vergeblich selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen. Ich fühlte mich so schuldig, weil ich in diesem Augenblick genau verstand, dass ich mich wieder zu wenig auf Jesus und stattdessen auf mich selbst verlassen hatte – und nun sah ich, wo mich das hingeführt hatte. Doch wieder einmal begegnete Gott meinem schlechten Gewissen nicht mit Tadel, Strafe und Verurteilung, sondern mit Gnade: Während ich wieder weggerannt war, war er mir hinterhergegangen und ich musste nicht meinen ganzen Weg zu ihm zurücklaufen, sondern er stand direkt hinter mir und streckte mir unverändert liebevoll seine Hand entgegen. Wir hatten im Gottesdienst ein offenes Mikro, in welches die Besucher während einer Gebetszeit laut beten durften, um auch Eindrücke zu teilen und eine Freundin las plötzlich von all den vielen Stellen in der Bibel genau den Bibelvers vor, der damals dafür gesorgt hatte, dass ich mich für ein Leben mit Jesus entschieden hatte, weil ich mit einem Mal begriffen hatte, was Gnade bedeutete:

 

„Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5)

 

Ich begann, hemmungslos zu weinen, als ich das hörte. Ich bekomme auch jetzt beim Schreiben noch Gänsehaut. Es war so klar für mich, dass Gott wirklich mich meinte, in diesem Moment. Mich, die ich hier heulend auf dieser Kirchenbank saß und seine Geduld mit nichts verdient hatte. Aber dennoch war sie da. Dennoch war ich angenommen, geliebt und wahrgenommen von diesem Gott, der das Universum geschaffen hatte. Mehr noch, ich war verstanden und mir war vergeben.

 

 

Ich ließ für mich beten an diesem Abend und auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht so sehr spürte, weiß ich jetzt, wie heilsam dieses Gebet war. Wir sprachen gemeinsam viele Lügen aus, die ich glaubte und beteten laut, dass sie keine Macht mehr über ich hatten, weil Gott größer war. Größer als Angst, größer als der Tod selbst, größer als Versagen und Ichbezogenheit. Ich war unabhängig von meinen guten und schlechten Taten sein geliebtes Kind und ein Freund sprach mir zu, dass ich in nächster Zeit jetzt auch einfach mal genießen durfte. Was damit gemeint war, verstand ich erst so richtig, als mir mein Freund nach meinen letzten Prüfungen im Februar einen Heiratsantrag machte und ich voller Freude ja sagen durfte. Gott schenkte mir damit mal wieder eine völlig andere Perspektive und half mir, neu zu verstehen, dass es Dinge gibt, die so viel wichtiger sind als bestandene Prüfungen. 

 

Das Gebet ist nun etwa ein halbes Jahr her und ich bin momentan so entspannt wie seit langem nicht mehr. Ich hatte auch keine Panikattacke mehr, was ich erst vor ein paar Tagen so richtig begriffen habe und der Gedanke ans Physikum macht mir keine Angst, weil ich mich so sehr auf das „Danach“ freue. Gott hat mir auch wieder Motivation und Freude am Studium geschenkt: Ich habe gerade Spaß an den Themen, Vorlesungen und Praktika und die Zeit vergeht oft schneller, als ich hinterherkomme. Vor allem aber sind es Dinge, die ich ganz praktisch in meinen Alltag integriere, die mir helfen, während des Studiums den Kopf über Wasser zu halten. Beziehungsweise, besser gesagt: Durch die ich Gott Raum gebe, mir zu helfen.

 

  • Ich versuche, durch einen geregelten Rhythmus genug zu schlafen und regelmäßig gesund zu essen, selbst, wenn ich gerade viel zu tun habe.
  • Routinen in meinem Leben mit Gott geben mir Kraft: Ich treffe mich mit David jeden morgen um 7:00 Uhr, um zusammen zu beten und in der Bibel zu lesen. Dann habe ich genug Zeit, mich für die Uni vorzubereiten und starte nicht so völlig hastig und gestresst. Ich besuche auch wieder mehr Gottesdienste und treffe mich mit anderen Christen, um zusammen zu beten, was mich sehr ermutigt und einfach Kraft für die Woche gibt.
  • REFOKUS: Ich möchte mein Leben aus Ewigkeitsperspektive leben, was für mich bedeutet, dass ich beispielsweise mein Studium und Beziehungen, die ich lebe, ernst nehme, aber im Hinterkopf behalte, dass das nicht alles ist: Ich bin überzeugt, dass das, was nach diesem Leben auf uns wartet, so viel größer ist – und im Vergleich dazu fallen die Ängste, Sorgen und Stressphasen des Alltags dann oft gar nicht mehr so ins Gewicht, während meine Beziehung zu Gott immer wichtiger wird. „This hope is an anchor for my soul“ – und diese Hoffnung kann mir niemand mehr wegnehmen. Um das nicht zu vergessen, habe ich mal ein Gebet formuliert, was mir morgens hilft, mich wieder neu „einzunorden“, wenn ich merke, dass ich das brauche. Klingt weird, ist es auch, aber hilfreich :D 
  • Jeden Sonntag mache ich Pause und lerne nicht. Der Sabbat ist ein echtes Geheimnis, um wieder zu Ruhe zu kommen und aufzutanken. Aber auch dazu werde ich mal einen Artikel schreiben, um von meinen positiven Erfahrungen zu erzählen J
  • Sport hilft mir, dem ganzen Lernen am Schreibtisch einen Ausgleich entgegenzusetzen: Allein oder auch zusammen mit anderen – und es ist schön, sich auch mit David gegenseitig zu motivieren. Gleichzeitig baue ich bewusst Pausentage ein, da ich sonst schnell dazu neige, es zu übertreiben… ^^ Manchmal höre ich währenddessen auch einen Predigtpodcast oder Worshipmusik oder bete und gehe so mit Jesus zusammen joggen… J
  • Musik ist ein gutes Ventil. Wenn der Stress der Welt zu groß wird, setze ich mich ans Klavier und singe den ganzen Lügen um mich herum ein Lobpreislied entgegen, das mir hilft, Gottes Wahrheit tiefer zu verstehen.
  •  Ich versuche, Lernen als Geschenk zu sehen und Dankbarkeit zu üben. Wenn es mir Spaß macht, ist es gleich effektiver. 
  • Oft setze ich mich dazu in ein Café oder treffe mich zum Lernen mit anderen in der Bibliothek oder zuhause, um einerseits ihnen Mut zu machen und andererseits, um das Arbeiten als gemeinsame Zeit mit Freunden genießen zu können. 
  • Effiziente Lernstrategien schenken Zeit (ich musste auf brutale Weise lernen, dass ich leider nicht mehr alles aufschreiben und aufmalen kann, wenn ich nicht Gefahr laufen will, eine chronische Sehnenscheidenentzündung zu riskieren). 
  • Ein Terminkalender hilft mir bei allem Organisatorischen, um den kurzfristigen Aufschieb-Stress vor Prüfungen und Testaten zu vermeiden.  
  • Und Ordnung: Ich wollte es ja lange nicht glauben, aber ein ordentliches Zimmer und ein freigeräumter Schreibtisch helfen mir, auch gedanklich Kapazität für die wichtigen Dinge zu haben. 
  • Ich vernachlässige Beziehungen nicht mehr aufgrund meines Studiums, um emotional nicht vollkommen unterzugehen.
  • Meine Schichten im Con:Text (auch dazu mal mehr in einem anderen Artikel) habe ich auf eine Schicht pro Woche reduziert, aber diese nutze ich bewusst, um aufzutanken und mal an etwas anderes zu denken. Die Arbeit ist wirklich schön und macht mir Spaß. Und es kann auch nicht immer nur um Medizin gehen!
  • Hobbies: Ich versuche, mir ab und an ganz bewusst Zeit für etwas Schönes freizuschaufeln, wozu ich sonst im Alltag nicht komme: Musik zu machen und zu schreiben oder zu lesen, beispielsweise. Manchmal Malen, Backen, Klettern, Theater oder einfach Spazierengehen. Das hilft mir dann, nicht allzu frustriert zu sein, weil mir das Medizinstudium für diese Dinge oft nicht viel Zeit lässt.
  • Handy aus! – kann helfen, wirklich mal abzuschalten.

 

  • Wer Pausen macht, hat mehr vom Leben und zusammen mit David lerne ich gerade sehr bewusst, Mittagspausen schätzen zu lernen. Früher habe ich mittags einfach durchgeballert und während des Arbeitens vielleicht nebenbei ein Brot gegessen, aber so legen wir uns mittags jetzt oft ganz bewusst auf eine Picknickdecke hinaus in den Garten, schließen die Augen, nehmen uns Zeit mit Gott und tanken in der Sonne auf.

 

Das klingt jetzt alles vielleicht schon ziemlich professionell etabliert und überlegt, aber das ist es nicht. Bei jedem Punkt bin ich immer wieder am Kämpfen und gerade was auch mein persönliches Leben allein mit Gott betrifft, merke ich wiederholt, wie schwer es mir immer noch fällt, ohne andere Menschen die Ruhe und Motivation zu finden, mir wirklich Zeit für ihn zu nehmen. Sobald ich das aber tue – es ist wie bei meiner Entscheidung für Medizin – sehe ich, was für ein Segen darauf liegt und wie gestärkt ich daraus hervorgehe. Helfen kann es, jeden Tag eine Zeit des Tages ganz bewusst als „Date mit Gott“ zu reservieren und da mein Stundenplan leider jede Woche anders ist, versuche ich momentan, immer am Vorabend ganz bewusst mein Date für den nächsten Tag als festen Termin in den Kalender zu schreiben. Die Betonung liegt auf „versuche“, aber Menschen um mich herum, die für mich und mit mir beten sind eine große Hilfe. An alle da draußen, die oft das Gefühl haben, dass Gebet nichts wirkt – das ist Unsinn! Danke euch!

 

Nach diesem längenmäßig mal wieder völlig eskalierten Text jetzt aber noch ein kleines Fazit: Wir haben einen Gott, der uns einen freien Willen geschenkt hat und der uns Entscheidungen treffen lässt. In Sprüche 4, 25 steht:

 

25Deine Augen sollen immer auf das Ziel schauen,

und dein Blick soll auf das gerichtet sein, was vor dir liegt.

26Überlege genau, welchen Weg du einschlägst,

und dann geh ihn mit festem Schritt.

27Weiche nicht nach rechts oder links ab.

 

Was heißt das nun? Mit Gottes Hilfe habe ich eine Entscheidung getroffen, der ich treu sein will, auch in den kleinen Dingen. Gott freut sich über unser commitment, das ist sicher. Und gleichzeitig will ich nicht vergessen, dass meine Hauptberufung nicht ist, irgendetwas für ihn zu leisten oder zu bewirken – es kommt ihm nicht darauf an, dass ich jede Prüfung im ersten Anlauf bestehe –, sondern Gemeinschaft mit ihm zu haben und seine Gegenwart zu suchen, zu genießen und in ihr aufzutanken. Das ist es, was Religion und gelebten Glauben unterscheidet: Beziehung.

 

Meine Hauptberufung ist nicht der spätere Beruf einer Medizinerin.

Meine Berufung ist zuallererst, ihm nah zu sein. Kind Gottes. Human being, nicht Doing.

 

Und in diesem Wissen und Frieden kann ich allen Herausforderungen des Alltags mit Freude und Freiheit, gehalten von seiner Hand, entgegenblicken.   

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Montserrat (Freitag, 19 Mai 2023 15:46)

    Und Ordnung: Ich wollte es ja lange nicht glauben, aber ein ordentliches Zimmer und ein freigeräumter Schreibtisch helfen mir, auch gedanklich Kapazität für die wichtigen Dinge zu haben. 
    Dass, ich das hier lese ist ja für mich eine, sowas von, schöne Überraschung. Schmunzel :)