WARUM Viele CHRISTLICHE PAARE warten, bis sie verheiratet sind
Ich habe mir schon vor langer Zeit vorgenommen, einmal etwas über dieses - ja doch etwas polarisierende - Thema zu schreiben. Schließlich ist mein Lebensstil an dieser Stelle immer wieder ein Punkt, der Freunde und Bekannte überrascht und für Gesprächsstoff sorgt. Möglicherweise hatte ich bisher noch nicht die Zeit und Energie, mich der Frage auf diesem Blog zu stellen, weil ich im echten Leben sooft darüber REDE, dass es sich einfach immer mühsam anfühlte, jetzt auch noch darüber zu SCHREIBEN. Doch ich weiß, dass es viele von euch interessiert, warum man heutzutage noch an so einem - auf den ersten Blick - unfassbar altmodischen Prinzip festhält - und dann auch noch freiwillig!
Als Teil der Reihe "Biblische Prinzipien im Anwendungstest" werden wir uns anschauen, was die Bibel dazu zu sagen hat - und da es bei mir ja in weniger als einer Woche mit der Hochzeit so weit ist, bin ich gern bereit, auch im Rückblick noch einmal ein Statement dazu abzugeben, ob sich das Vertrauen in Gott an dieser Stelle wirklich gelohnt hat. :)
Viele Menschen argumentieren, dass das mit "kein Sex vor der Ehe" ja gar nicht so wortwörtlich in der Bibel stehe - und deshalb absolut hinfällig sei. ABER: Nur, weil Jesus in seinen Lehren nicht explizit formuliert hat, dass man einen Menschen nicht foltern und quälen soll, so ist dieser Fall dennoch implizit als ein Verstoß gegen die goldene Regel (Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden möchtest!) abgedeckt. So ähnlich verhält es sich auch mit Gottes "Gebrauchsanweisung" für eine erfüllte Sexualität.
Dass Gott FÜR(!) Sexualität ist und sie uns Menschen ganz bewusst schenkt, sprengt für viele bereits die Grenzen Ihrer Vorstellungskraft.
Dass er darüber hinaus auch noch will, dass sie uns gut tut und dabei hilft, seine Liebe zu uns besser zu verstehen, erscheint dann völlig abwegig und im harmlosesten Falle schlichtweg unglaubwürdig. Ich möchte hier mit einigen Vorurteilen aufräumen und auch denjenigen von euch, die mit Glaube vielleicht überhaupt nichts am Hut haben, erklären, warum ich für mein Leben diesen Entschluss gefasst habe.
Also von vorn: Bereits im Schöpfungsbericht wird schnell deutlich, dass der Mensch allein unvollständig ist. "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.", bewertet Gott die Situation - und es ist theologisch gesehen sehr interessant, dass es nach all dem "Sehr gut" der erste Teil der Schöpfung ist, der das Prädikat "ungenügend" erhält. Okay, vielleicht nicht direkt "ungenügend". Eher: "Unvollständig". Und so schafft Gott dem Mann ein Gegenüber und Adam bekommt in seiner Frau Eva eine Vertraute, ein Gegenüber und eine Geliebte geschenkt. Noch kein Ozonloch weit und breit, kein genetischer Zerfall über Generationen hinweg, kein Fastfood, keine Erbkrankheiten... Die beiden müssen unfassbar schön gewesen sein.
Gott selbst ist ein Beziehungswesen. Als die Menschen entstehen, können wir lesen: "Lasst uns Menschen machen." Diese kleine Präposition ist es, die uns auf Gottes Dreieinigkeit schließen lässt: Vater, Sohn und heiliger Geist. Das ist ehrlich gesagt ein Thema für einen gesamten, weiteren Artikel, aber an dieser Stelle sei bereits so viel gesagt, dass Gott schon in sich selbst Beziehung lebte, bevor die Welt geschaffen wurde. Und auch, als der Mensch als "Ebenbild" und damit "Entsprechung" Gottes geschaffen wird, so ist es nicht nur der Mann, oder die Frau, sondern sind es beide, die dieses Kriterium zusammen erfüllen.
Noch im selben Buch der Bibel heißt es ab 1. Mose 2, 23:
Da rief der Mensch: "Diesmal ist sie es! / Sie ist genau wie ich, / und sie gehört zu mir, / sie ist ein Stück von mir! (...) Aus diesem Grund verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, verbindet sich mit seiner Frau und wird völlig eins mit ihr. Der Mann und seine Frau waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.
Hier lesen wir von tiefem Vertrauen, starker Verbundenheit und einer sowohl körperlichen als auch seelischen Anziehungskraft. Als Medizinstudentin frage ich mich manchmal wirklich, warum Gott sich Sexualität zwischen Mann und Frau allein schon auf der körperlichen Ebene ausgerechnet so ausgedacht hat. Wäre das nicht irgendwie effizienter gegangen? Aber es offenbart etwas von seinem Charakter: Er wollte uns beschenken. Und das körperliche Verschmelzen ist eine Metapher für das, was dieser Bund namens Ehe auch auf seelischer und geistlicher Ebene bedeutet: Da werden zwei Menschen, zwei Seelen, vollkommen eins und kommen sich so nahe, werden so intim, wie es nur irgend geht.
In der Bibel wird das Wort "erkennen" für Sex gebraucht. Adam erkannte Eva. Ich finde das eine wunderschöne Formulierung: Erkannt und verstanden zu werden, mit allen Fehlern und Macken, jeder charakterlichen und körperlichen Falte - und dennoch geliebt zu werden.
"Seid fruchtbar und mehret euch!" Zu Deutsch: Habt Sex und bekommt viele Kinder! Das ist neben der Verantwortung, Gottes Schöpfung zu bewahren, einer der ersten und wichtigsten Aufträge der Bibel an uns Menschen.
dieser Gott, der das sagt, ist keinesfalls "prüde" oder langweilig!
Er ist der Erfinder der Liebe - und weil er das ist, vertraue ich ihm, dass sein Weg und der Rahmen, den er dafür vorgesehen hat, der ist, der uns Menschen langfristig am glücklichsten und zufriedensten macht.
Aber was genau ist denn dieser Weg? Wie funktioniert er?
Ein erstes Indiz finden wir im neuen Testament. Jesus zitiert nämlich genau die Stelle, mit der auch wir uns nun schon eingehender beschäftigt haben, als er von den umstehenden Leuten gefragt wird, wie es sich mit dem Thema Ehe-Scheidung verhält:
Da kamen einige Pharisäer zu Jesus, weil sie ihm eine Falle stellen wollten. Sie fragten ihn: »Darf sich ein Mann von seiner Frau aus jedem beliebigen Grund scheiden lassen?« Jesus antwortete: »Habt ihr denn nicht gelesen, was in der Heiligen Schrift steht? Da heißt es doch, dass Gott am Anfang die Menschen als Mann und Frau schuf und sagte: ›Ein Mann verlässt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.‹ Sie sind also eins und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen. (Matthäus 19,3 ff.)
Und dann ergänzt Jesus das Zitat aus dem Alten Testament:
»Und was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.«
»Doch weshalb«, fragten sie weiter, »hat Mose dann vorgeschrieben, dass der Mann seiner Frau eine Scheidungsurkunde geben soll, wenn er sie wegschicken will?« 8Jesus antwortete: »Mose erlaubte es, dass ihr euch von euren Frauen scheiden lasst, weil er euer hartes Herz kannte. Am Anfang ist es jedoch anders gewesen.
Gott versteht die Ehe als einen Bund. Was heißt das? Ein Bund war in der Tradition des damaligen Judentums eine Art Vertrag, ein gegenseitiges Versprechen, bei dem sich beide Parteien dazu verpflichteten, im Falle eines Bruches die Konsequenzen zu tragen, unter denen sie den Bund geschlossen hatten. Oft wurden damals tote Tiere verbrannt (klingt eklig, ich weiß) und man ging zwischen diesen hindurch, um damit auszudrücken: Sollte ich den Bund brechen, wird mit mir das passieren, was mit diesen Tieren passiert ist. Interessanterweise schließt Gott den Bund mit seinem Volk Israel allein: Abraham schläft ein und so ist es nur Gott, der das Versprechen gibt - und als sein Volk ihm untreu wird, erfüllt er mit Jesus sein Versprechen. Krass, oder? Dass die jungen Männer des Volkes Israels beschnitten wurden, war körperliches Zeichen dieses Bundes und wir feiern heute das Abendmahl als Zeichen des neuen Bundes, der in Form von Jesus das Gesetz ablöste, das wir Menschen aus eigener Kraft nicht halten konnten. Nun war es Vergebung, die den Weg zu Gott wieder freimachte.
Die Ehe ist aber noch einmal eine ganz besondere Form des Bundes, denn: Sie symbolisiert zum einen die Beziehung von Jesus und der Gemeinde und zum anderen ist sie ein festes Versprechen zweier Menschen VOR Gott und meiner Ansicht nach auch MIT Gott. Wenn beide hier zu einer Einheit werden, dann nicht nur körperlich und seelisch, sondern auch geistlich: Sie kommen dadurch, dass sie Gott näher kommen, einander näher. Und darin liegt ein tiefes Geheimnis.
Es gibt Christen, die nun so weit gehen, zu sagen, dass jeder, der mit einem anderen Menschen schläft, diesen bereits heiratet. Also Penetration gleich Heiraten? In meinem Kopf bekomme ich dann immer einen Knoten, denn ist das Fest, als das wir Ehe feiern, einfach nur Tradition und Erfindung unserer modernen Gesellschaft? Tatsächlich wurde früher - also zu Zeiten der Antike - auch unter Christen lediglich vor dem Gesetz geheiratet - und der "Vollzug" dieser Ehe war dann, miteinander zu schlafen. Nicht wirklich romantisch, aber irgendwie auch pragmatisch und längst nicht so teuer und aufwendig wie heutzutage. ^^
Wenn Jesus nun aber sagt, dass das, was von Gott zusammengefügt wurde, nicht von Menschen getrennt werden soll, dann bezieht er das nicht nur auf verheiratete Paare: Es geht tatsächlich um die Person, mit der ich schlafe.
Krass, oder? Wir leben Sexualität heutzutage vollkommen anders. Sie ist nicht zwingend ein Ausdruck von Verbindlichkeit, oft noch nicht einmal von Liebe.
Gerade in der Eroberung liegt der Nervenkitzel, weniger in jahrelanger Treue und selbstloser, hingebender Liebe trotz Schwierigkeiten, die die Bibel agapé nennt.
Ich finde es sehr spannend, dass auch unsere Biologie so gestrickt ist, dass sie mit Gottes ursprünglicher Idee von Sexualität übereinstimmt. Bei jedem sexuellen Kontakt schüttet unser Körper Bindungshormone aus, die dafür sorgen, dass wir uns der Person näher und vertrauter fühlen. Unser Verstand kann einen Menschen nach einer Trennung vergessen und verdrängen - doch unser Körper kann das nicht. Jedes Mal, wenn wir uns öffnen und jemanden so nah an uns heranlassen, hinterlässt das seelische - und vielleicht sogar geistliche! - Spuren. Sex hat deshalb ein immens großes Verletzungspotenzial, weil er uns auf so vielen Ebenen berührt. Allein deshalb ist es glaube ich keine gute Idee, völlig leichtfertig damit umzugehen, nicht aus medizinischer Sicht und auch nicht aus psychologischer.
Aber kann man das wirklich verlangen? Wir sind unserer Natur nach Hedonisten: Wir strecken uns nach dem aus, was uns im Moment Freude bereitet. Ein gutes Bild dafür ist unser Umgang mit der Natur und Umwelt. Wenn es uns schon so schwer fällt, unseren nachfolgenden Generationen zuliebe auf etwas zu verzichten, das uns kurzfristig das Leben angenehmer macht, wie viel schwerer ist es, auf Sex zu verzichten, wenn im jetzigen Moment noch nichts darauf hindeutet, dass das später einmal ein Problem darstellen könnte?
Eine starke Gegenbewegung zu diesem Lebensstil ist die sexuelle Befreiung, losgetreten von der sexuellen Revolution der 1960er Jahre (ich zitiere hier aus Live no Lies, S.59ff. - J.M.Comer):
Zur Kündigung des überkommenen moralischen Konsens zum Thema Promiskuität (die die Sexualität von der Ehe abkoppelte) kamen die Antibabypille und die Legalisierung der Abtreibung (die die Sexualität von der Zeugung von Nachkommen abkoppelte), weiter die einverständliche Ehescheidung (die aus dem Ehebund einen bloßen Vertrag machte und die Sexualität von Intimität und Treue abkoppelte) und schließlich die neue Szene der Internet-Kontakte (die die Sexualität von der Romanze abkoppelte und zu einem bloßen "Bedürfnis" machte. (...) All diese Dinge fliegen uns um die Ohren und niemand scheint die naheliegenden Fragen zu stellen, die da lauten: Macht uns all dies zu besseren Menschen? Zu liebevolleren Menschen? Zu glücklicheren Menschen? Geht es uns heute besser als vor unserer sexuellen "Befreiung"? Diese Fragen werden nicht gestellt und schon gar nicht wird ernsthaft versucht, die Fakten zu untersuchen. Man nimmt halt an, dass die Sache irgendwie seine Richtigkeit hat. (...) Aber hier sind die Fakten. Erstens: Die Menschen in den USA fühlen sich - seit den 1960er Jahren! - immer WENIGER glücklich. Okay. Korrelation ist nicht dasselbe wie Ursache, aber es ist eine interessante Korrelation.
Es gibt auch einige zutiefst beunruhigende Fakten aus dem Bereich der Bindungsforschung. Den kulturellen Narrativen, die das Gegenteil behaupten, zum Trotz, ist die Scheidung der Eltern für Kinder aller Altersstufen etwas Traumatisches und wir entdecken gerade, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Scheidungen und der steigenden Zahl von Erwachsenen gibt, die als Erwachsene Probleme haben, intime, gesunde Beziehungen aufzubauen. Psychologen behaupten, dass der Rückgang der Zahl der Menschen mit "festen Bindungen" großen Schaden in der Gesellschaft anrichtet. Wussten Sie schon, dass die Scheidung, die so gerne als Beispiel für die Befreiung aus dem Patriachat genannt wird, in Wirklichkeit meistens eher den Männern nützt? Oder dass Paare, die vor der Ehe zusammenleben, mit geringerer Wahrscheinlichkeit heiraten, im Falle einer Heirat ein größeres Scheidungsrisiko haben und oft dauerhafte Vertrauensprobleme entwickeln?
Damit nicht genug: Forscher haben Oxytocin und Vasopressin untersucht, die beiden Chemikalien, die beim Sex von unseren Körpern freigesetzt werden und die unser Beziehungssystem auf Trab bringen und uns an den Partner binden. Es scheint, dass die Fähigkeit des Körpers, Intimität zu erleben, mit der Zahl der Sexpartner ABNIMMT. (...)
25 Prozent der Kinder in Amerika verbringen einen Teil ihrer Kindheit ohne Vater im Haus und es gibt massive Indizien dafür, dass dies Jungen wie Mädchen Schaden zufügt. Sexsucht hat in den westlichen Ländern epidemische Ausmaße angenommen und Pornografie wird zunehmend gewalttätig, frauenfeindlich und grausam; eine Multi-Milliarden-Dollar-Industrie, die ganz bewusst Kinder ins Visier nimmt. Und zur gleichen Zeit, wo #metoo Schlagzeilen machte, wurde die Fifty-Shades-of-Gray-Trilogie (eine Story der sexuellen Männerherrschaft) die am besten verkaufte Buchserie des Jahrzehnts und eine der lukrativsten Filmlizenzen aller Zeiten. Und die ganze Zeit steigen die Zahlen für sexuellen Missbrauch und sexuelle Übergriffe. Rein statistisch wird jede vierte Frau irgendwann in ihrem Leben zum Opfer sexueller Gewalt werden. Und selbst die "liberalsten", "progressivsten" amerikanischen Elite-Universitäten haben ein massives Vergewaltigungs-Problem.
Okay, ich gebe es zu: Das war eine ganz schöne Dusche. Und ich habe einige Fässer angesprochen, die ich vermutlich erst ein anderes Mal aufmachen werde. Aber es ist leider die Realität unserer heutigen Zeit und Gesellschaft. Hier ist nicht alles Gold, was glänzt und nicht überall, wo Freiheit draufsteht, ist langfristig leider auch echte Freiheit drin!
Mir ist an dieser Stelle wichtig, dass es in der Bibel nicht um bloße Verbote geht, die uns den Spaß verderben sollen. Warum steht in den 10 Geboten "Du sollst nicht töten."? - Um ein sicheres Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen!
Warum heißt es: "Du sollst Vater und Mutter ehren."? - Um der älteren Generation eine liebevolle Versorgung zu sichern.
Und weshalb fordert uns Gott dazu auf, den Sonntag als etwas Heiliges zu behandeln? - Um uns einen wöchentlichen Ausstieg aus dem stressigen Trott unseres Lebens und damit echtes Auftanken zu ermöglichen.
Das Gebot heißt sicher nicht "Du sollst die Ehe nicht brechen.", um uns zu ärgern, sondern um uns zu schützen!
Sicherlich auch geprägt durch die Verbrechen der Kirche - damals wie leider auch heute - verbinden wir das Verbot, die Ehe zu scheiden, oft vor allem mit Strafe und Gesetzlichkeit. Aber in Gottes Wort und in unserer Beziehung zu ihm geht es vor allem um Freiheit! Petrus schreibt: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles tut mir gut.
Gott kennt uns Menschen durch Generationen, Kulturen und Epochen hindurch und anscheinend gibt es Dinge, die - anders als wir oft denken - eben nicht einfach wandelbar und abhängig von Politik, Gesellschaft oder Weltbild sind. So ähnlich wie Naturgesetze existieren anscheinend auch soziologische und ethische Grundsätze, deren Äußeres wir zwar durch die Zeiten hindurch umdefinieren, ihre Konsequenzen jedoch nicht abwenden können. Ich glaube, dass unser Umgang mit der Sexualität dazugehört. Was für uns heutzutage oft eher wie ein Spiel für Erwachsene, ein animalischer Trieb, nicht viel anders als Hunger und Durst, scheint, hat für Gott weiterhin eine tiefe Bedeutung. Er wünscht sich, dass zwei Menschen einander in Liebe ertragen lernen, auch über die Verliebtheitsphase hinaus gemeinsam durch Blut, Schweiß und Tränen gehen und die Treue einüben, die Gott für uns Menschen hat. Das Hohelied beispielsweise ist ein Loblied für Sexualität zwischen Ehepartnern - und es ist Teil der Bibel!
Nun könnte man jetzt sagen: Moment mal! Wieso eigentlich Monogamie? Was ist denn mit den Königen im Alten Testament, die hunderte Frauen hatten? Doch die Bibel macht ganz klar, dass das eigentlich nicht Gottes ursprünglicher Plan für das Zusammenleben von Mann und Frau war: In 1. Könige 11 lesen wir beispielsweise, dass König Salomo hunderte Frauen hatte und ihm genau das am Ende zum Verhängnis wurde.
Jetzt haben wir viel darüber gehört, wie eine Ehe der Bibel nach aussehen sollte.
ABER: Es gibt in Gottes Wort auch Ausnahmen in Bezug auf Scheidung. Gott ist keinesfalls so gesetzlich kalt, wie wir vielleicht oft glauben. Bei Interesse könnt ihr das gerne im Korintherbrief nachlesen, in welchem Paulus einige Sonderfälle erwähnt, in denen eine Scheidung erlaubt oder sogar klug ist. Es sind allerdings Ausnahmen und sollten nicht die Regel sein. Jesus sagt es selbst: Es sind unsere harten Herzen, die Regelungen im Falle einer Scheidung erst nötig gemacht hatten, die anscheinend schon während Moses Lebzeiten existierten. Erst einmal auf Probe mit jemandem zusammenleben zu wollen, solange dies mit der eigenen Idee von Selbstverwirklichung übereinstimmt, um sich dann bei den ersten Sorgen, durch die andere Person nicht mehr optimal befriedigt, versorgt oder glücklich gemacht zu werden, wieder zu trennen, ist nach der Bibel KEIN Grund für eine Scheidung. Missbrauch, Gewalt oder sogar eine einvernehmliche Trennung, wenn nur einer oder eine der beiden zum Glauben kommt, dagegen schon. Ich glaube, dass wir einen überaus gnädigen Gott haben, der unser Herz mit allem kennt, was uns zutiefst inspiriert, motiviert, verängstigt und antreibt. Unsere Freiheit ist kein Freifahrtschein, und sobald wir die Bibel und ihre Meinung zu dem Thema kennen, ist es auch unsere Verantwortung, zu entscheiden, wie wir damit umgehen wollen. Doch Jesus selbst ist es gewesen, der sich bewusst vor die Ehebrecherin gestellt hat, um sie vor einer Steinigung zu schützen und sich stattdessen mit den Worten "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!" an die versammelte Menge wandte.
Wir Christen legen zugegebenermaßen leider einen sehr großen Fokus auf das Thema Sexualität und vergessen dabei oft, dass Gott zwischen Lügen, Stehlen oder vorehelichem Sex mit ständig wechselnden Partnern keinen großen moralischen Unterschied macht: "Keiner ist gerecht, auch nicht einer. Keiner hat Einsicht und fragt nach Gott. Alle haben sie den rechten Weg verlassen und sind unbrauchbar geworden. Niemand ist da, der Gutes tut, kein Einziger." (Römer 3,10) Und in demselben Kapitel heißt es einige Verse weiter: Denn durch das Halten von Geboten wird kein Mensch vor Gott gerecht. Das Gesetz führt nur dazu, dass man seine Sünde erkennt. (V. 21)
Das macht es meiner Meinung nach etwas klarer. Freiheit wird uns erst ermöglicht, wenn wir einen sicheren Rahmen haben, um Freiheit leben zu können: Ein Fisch in seinem Element Wasser und wir Menschen beispielsweise in einer echten Demokratie.
Freiheit wird also nur dann gesichert, wenn es jemanden gibt, der uns aufzeigt, wo wir unfrei sind und uns hilft, diese Unfreiheiten aufzugeben - auch wenn es auf den ersten Blick manchmal hart erscheint.
"Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit den Bibelstellen, die sie nicht verstehen. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass mich gerade diejenigen Bibelstellen beunruhigen, die ich verstehe“, soll der amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835–1910) einmal gesagt haben. Damit trifft er es ziemlich auf den Punkt. Und auch in meinem Verhalten anderen gegenüber möchte ich mir genau das merken: Welches Recht habe ich, jemanden von außen für seinen Lebensstil zu kritisieren, wenn ich selbst genug eigene Baustellen habe, bei denen es mir schwerfällt, Jesus nachzufolgen, - selbst, wenn diese Bereiche sehr viel deutlicher und vielleicht klarer formuliert sind als das Gebot, in seinem Leben nur einen sexuellen Partner zu haben und diesem treu zu sein?
Während Sex einerseits schnell be- und verurteilt wird, so ist er andererseits in den meisten Gemeinden und Kirchen ein riesiges Tabu-Thema. Aber ich bin da ganz ehrlich: Wie sollen Kinder und Jugendliche denn bitteschön einen gesunden Umgang mit ihrer Sexualität lernen, wenn diese nie offen thematisiert wird? Wenn wir als Vorbilder und Bezugspersonen so tun, als würde uns das alles nichts angehen, wenn wir immer nur Regeln vorschreiben ohne die Hintergründe zu erklären, wenn wir strafen, anstatt zu ermutigen... dann wundert es mich überhaupt nicht, wenn auch unter christlich sozialisierten Jugendlichen einiges schiefläuft. Ich persönlich habe damals lediglich ein kleines Aufklärungsbuch in die Hand gedrückt bekommen, auch wenn ich mir oft gewünscht hätte, meine vielen Fragen jemandem stellen zu können, zu dem ich auch im Glauben aufschaue. Und wenn wir Christen nicht lernen, dafür offen zu sein, dann geht unsere nachfolgende Generation mit ihren Anliegen zu anderen Anlaufstellen und wir haben unsere Chance verspielt.
Einige von euch denken sich jetzt vielleicht: Wie kann man nach all den Missbrauchsfällen im Kontext Kirche überhaupt noch ernsthaft nach Antworten in der Bibel suchen? Kann ja sein, dass das da so steht. Schön und gut. Aber vertrauenswürdig sind die Leute, die das proklamieren, wohl eher weniger.
Der Einwand ist berechtigt. Aber mir ist sehr wichtig, klarzustellen, dass Kirche immer aus Menschen besteht, die Fehler machen. Gr0ße, schreckliche Fehler, teilweise.
Aber Kirche ist nicht Gott. Religion ist nicht Gott.
Gott ist viel größer. Und weil er nicht nur allwissend und allmächtig ist, sondern uns darüber hinaus auch noch unendlich liebt, vertraue ich ihm, dass sein Plan für mein Leben der Beste ist. Auch in Sachen Sexualität. Er hat mein Vertrauen noch nie enttäuscht.
Das ist ein Grund für meine Entscheidung, erst mit meinem Ehepartner Sex zu haben. Abschließend möchte ich euch allerdings auch noch einmal ganz persönlich zusammenfassen, was meine weiteren Gründe waren, Gott an dieser Stelle mehr zu vertrauen als meinem von der Gesellschaft geprägten Verstand:
1. Ich hatte in meinen Eltern ein tolles Vorbild. Nicht, weil sie vor ihrer Ehe mit niemand anderem geschlafen hatten (das war nämlich gar nicht der Fall), aber weil sie sich bewusst entschieden hatten, füreinander zu warten und mit ihrer Vergangenheit aufzuräumen. Das hat mich sehr beeindruckt und ich darf an ihrer Ehe noch heute sehen, was für ein Segen auf dieser Entscheidung lag.
2. Sobald man miteinander schläft, kann eben auch ein Kind entstehen. Natürlich, es gibt Verhütungsmittel, aber jeder Pearl-Index ist nun einmal sehr abhängig von der richtigen Anwendung und Fehler dabei können passieren. Ich persönlich möchte einem Kind eine möglichst sichere Basis und eine Familie bieten - und die sicherste und geschützte Form, in der ein Kind aufwachsen kann, ist (auch heute noch!) nun einmal die Ehe.
3. Ich möchte in meinem Leben nur mit einem Partner schlafen, mich nur einem einzigen Mann in dieser Tiefe "schenken". Meine Unschuld, so altmodisch das auch klingen mag, ist eben etwas, was ich nur an einen Einzigen Partner verlieren kann. Natürlich könnte ich, wenn ich denke, dass mein jetziger Freund oder sogar Verlobter diese Person ist, auch schon früher mit ihm intim werden, aber richtige Sicherheit habe ich erst, wenn ich den lebenslangen Bund namens Ehe offiziell eingegangen bin.
4. Das führt mich auch zu meinem nächsten Punkt. Ich bin von Natur aus eine eher vorsichtige Persönlichkeit. Um körperlich intim werden zu können, brauche ich einen "safe space, also die Sicherheit, dass der Partner an meiner Seite bei mir bleibt und ich mich ihm anvertrauen kann. Ehe ist für mich so ein sicherer Hafen, in dem ich mich erst richtig gehen lassen kann.
5. Viele Leute haben schon entsetzt reagiert, wenn ich ihnen erzählt habe, dass David und ich erst dann miteinander schlafen werden, wenn wir verheiratet sind. "Aber was, wenn ihr dann feststellt, dass es nicht klappt?", wurde ich oft gefragt. Ich glaube allerdings nicht, dass man "Sex haben" nicht auch lernen und üben kann. Natürlich werden wir nicht von Anfang an Profis sein, da mache ich mir keine Illusionen. Aber wenn zwei Menschen sich lieben und sich danach sehnen, dem anderen in jeder Hinsicht gut zu tun und ihm eine Freude zu machen, dann bin ich fest davon überzeugt, dass man mit der Zeit immer genauer weiß, was der anderen Person gefällt. Gerade die Tatsache, dass man ein Leben lang Zeit hat, das gemeinsam herauszufinden und immer besser darin zu werden, hat für mich auch eine tiefe Schönheit. Die Verbindlichkeit macht es vielleicht nicht so spannend wie eine neue "Eroberung", aber sicherlich langfristig befriedigender.
Dass wir körperlich gesund und damit physiologisch in der Lage dazu sind, miteinander zu schlafen, wissen wir bereits und der Rest wird ein schönes, neues Übungsfeld, auf das ich mich sehr freue.
6. Ich heirate David nicht, weil ich endlich mit ihm schlafen will. Natürlich wird auch das dann dazukommen, aber ich freue mich einfach unheimlich darauf, mit ihm zusammenzuziehen. Leben und Geld zu teilen. Abends nicht mehr nach Hause zu fahren. Neben ihm aufzuwachen. Sex ist für mich ein Ausdruck von all dem - und nicht die Basis unserer Beziehung. Im Gegenteil: Ich weiß sogar sehr viel besser als womöglich viele andere Paare, dass er auch völlig unabhängig von der sexuellen Komponente der Mann ist, mit dem ich mein Leben verbringen will (ja, selbst dann, wenn wir niemals miteinander schlafen würden!) und dass er mich nicht für meine körperlichen Vorzüge liebt, sondern für viel mehr. Was für eine schöne Sicherheit: Auch wenn ich alt, dick und runzlig bin, wird unsere tiefe Liebe als Freundschaft ein Band sein können, das uns verbindet.
Was sind eure Gedanken zu dem Thema? Gibt es einen Aspekt, über den ihr nach dem Lesen meines Artikels etwas anders denkt? Sind noch Fragen offen geblieben? Was war euch vielleicht neu bzw. schon bekannt? Und wie geht ihr selbst mit Sexualität um?
Ich freue mich, eure Kommentare dazu zu lesen und mit euch ins Gespräch zu kommen!
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