Ein Erschreckendes Intermezzo Vor Einsatzbeginn
Dort, wo unsere Reise am 4. Juni begonnen hatte, ging es nun für uns weiter: Vom 24. bis zum 27. Juni würden wir mit der Vorbereitung unseres ersten Einsatzes im OMF Bangkok Home beginnen, doch zuvor hatten wir noch drei Tage zu überbrücken. Der Bus, der uns von Koh Tao nach Bangkok gebracht hatte, spuckte uns direkt an der Khaosan-Road im Stadtzentrum aus und nichtsahnend hatten wir auf Google-Maps einfach eine günstige Unterkunft in der Nähe der Bushaltestelle gebucht. Als wir unsere Koffer hinter uns her in Richtung des Hotels zogen, wurden wir beinahe von der Lautstärke, den Lichtern und dem Geruch nach Gras um uns herum erschlagen. Alle zehn Meter tönte aus einer Bar laute Musik und jeder Club schien den anderen übertönen zu wollen. Auf den Tischen tanzten leicht bekleidete Männer wie Frauen, während wir durch ein Spalier aufdringlicher Verkäufer liefen, die uns gegrillte Insekten, Massagen und Lachgas andrehen wollten. Es war schrecklich. Noch nie hatten wir uns der Hölle so nah gefühlt. (Melodramatisch? Möglich. Aber hinter uns lag eine ermüdende Busfahrt und wir konnten die Menge an Reizen einfach nicht mehr verarbeiten...) Die Dame an unserer Hotelrezeption schien uns genau das anzusehen, denn sie erkundigte sich mitleidig, ob wir denn wirklich in dem Zimmer übernachten wollten, das wir gebucht hatten: Direkt an der Straßenseite. Wir zahlten willig den Aufpreis von 400 Baht und bezogen dankbar und zufrieden das immer noch laute und ziemlich abgestanden riechende, kaum geputzte Zimmer. Die Kaution wurde uns erlassen, weil wir "so müde aussahen". Was hatten wir da gerade erlebt?
Trotzdem war der Hunger stärker als unsere Angst und so zogen wir wider besseres Wissen doch noch einmal los, um in einem kleinen, indischen Restaurant etwas abseits der Partymeile etwas zu essen. Die angenehme Schärfe half uns, nach diesem Schock wieder klarer zu denken und erstaunlicherweise waren wir so erschöpft, dass wir später am Abend trotz der Lautstärke tief und fest schliefen.
Den nächsten Tag nutzten wir ein wenig für Sightseeing, entkamen nur knapp den Rattenfängern der Touristen-Agenturen (in Gestalt einer übereifrigen Frau, die uns einen "Sonderdeal" anbieten wollte) und bekamen die gesuchte Boots-Tour ein paar Meter weiter auf eigene Faust für ein Zehntel des von ihr großzügig angebotenen Preises.
Über die bekannten Hop-On-Hop-Off-Wassertaxis hatten wir die Möglichkeit, Bangkok vom Wasser aus zu erleben und an verschiedenen Stationen nach belieben Halt zu machen. Wir besichtigten einige Tempelanlagen wie "Wat Arun", schlängelten uns durch die engen Gassen China-Towns und staunten über das bekannte ICONSIAM, - ein Luxus-Kaufhaus, das das KaDeWe um Längen in den Schatten stellt. Auch einige schöne Kirchen gab es, in denen gut besuchte katholische Gottesdienste gefeiert wurden.
Wir lebten von Streetfood und Thai Iced Tea, in diesen Tagen, für den wir mittlerweile ein große Passion - wenn nicht sogar Sucht - entwickelt haben (Rezept folgt.)
Die Tagesaktivitäten schafften es, uns zumindest tagsüber von unserem Übernachtungsplatz abzulenken. Bangkok hatte so viele schöne Ecken... und wir waren ausgerechnet in dieser gelandet! Immerhin hatte unser Hotel einen Pool mit Blick auf die Skyline auf dem Dach, allerdings war das auch kein großer Trost, denn mit den Ohren unter Wasser kann man leider nicht schlafen.
Den nächsten Tag nutzten wir deshalb, um noch ein wenig herunterzukommen und vor Beginn unseres Einsatzes die wichtigsten organisatorischen Dinge zu erledigen. Für Teil 1 unserer Vorhaben besuchten wir deshalb den floating market in Bangkok, schlenderten zwischen den Ständen hindurch und aßen in einem schwimmenden, kleinen Imbiss direkt am Wasser. Für den zweiten Teil setzten wir uns in eine Filiale der Kette "Café Amazon", vor allem, weil es dort Steckdosen gab und weil das Café nicht unser klebriges Hotelzimmer war, in dem vermutlich seit Wochen niemand mehr gewischt hatte.
Das klingt jetzt alles ziemlich schrecklich und resignierend, aber wir haben diesen Stil auch deswegen gewählt, weil wir wirklich resigniert und überfordert waren. Humor schien die Coping-Strategie der Wahl zu sein, als wir jedoch am Abend unseres letzten, vollen Tages in der Khaosan-Road noch zusammen beteten und Bibel lasen, fanden wir beide nicht wirklich Ruhe. Wir fragten uns, ob es nicht wenigstens etwas gab, das wir hier tun konnten, einen Weg, wie wir Licht sein und Jesus an diesem verlorenen Ort bezeugen konnten. Letzten Endes fiel uns nicht viel anderes ein, als für die Menschen hier zu beten und im Gegenzug ein paar ermutigende Bibelverse zu verteilen, wenn uns wieder jemand etwas andrehen wollte. Es fühlte sich sinnlos an, wie ein Tropfen auf den heißen Stein, - und wir erzählen euch nicht davon, weil wir so stolz auf diese Aktion sind, im Gegenteil. Was bleibt, ist immer noch ein Gefühl von Ohnmacht. Aber wir können nur aussäen, Gott ist es, der wachsen lässt. Wenn er will, dann ist es für ihn ein Leichtes, diese Sätze zu gebrauchen. Und wenn nur ein einziger Mensch beim Aufräumen am nächsten Morgen einen Zettel gefunden hat und ermutigt worden ist... dann war es das schon wert. Gebet mag zwar nicht alles sein...
"Aber ohne Gebet ist alles nichts."
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Irene (Dienstag, 02 Juli 2024 17:57)
Eine Erfahrung, wenn auch eine negative.
Wir müssen uns bewusst machen, wie gut es uns hier geht.