Wir melden uns mit einem Update aus Chiangmai im Norden Thailands. Diesmal sind wir nicht nur zu zweit unterwegs, sondern zusammen mit Júlia aus Brasilien und Peter aus Nordirland, die wir in der vergangenen Woche im Rahmen unseres ersten, kurzen Einsatzes mit OMF kennen gelernt haben...
Am Montag, den 24. Juni, waren Elena und ich im OMF Bangkok Home angekommen und mit einem herrlichen Curry empfangen worden. Nach und nach waren noch weitere freiwillige Helferinnen und Helfer eingetroffen: Neben Júlia und Peter bestand unser Team noch aus Lily aus England, Jolene aus Singapur, Faith aus den USA sowie Josh und Sue, teils aus Thailand und Singapur, die unser kleines Team leiteten. Nachdem wir uns am ersten Abend etwas kennen gelernt hatten, verbrachten wir die beiden darauffolgenden Tage mit intensiven Vorbereitungen. Unsere Aufgabe würde sein, auf der bevorstehenden OMF Field Conference die Kinder bzw. Teens der teilnehmenden Missionare aus aller Welt zu betreuen, sodass diese sich auf ihr Programm konzentrieren und etwas erholen konnten. Elena entschied sich gemeinsam mit Peter für die Teenager, David mit Júlia und Lily für die Fünf- bis Zwölfjährigen, und so begannen unsere Vorbereitungen.
Am Abend des ersten ganzen Tages wollten wir statt im Haus auf einem lokalen Night Market etwas essen gehen. Schon als wir in das große Taxi stiegen, das uns dorthin bringen sollte, war es bewölkt, was uns zu denken hätte geben sollen. Hat es aber nicht. Und so standen wir kurz darauf auf dem Night Market unter einem Wellblechdach, während es um uns herum wie aus Eimern goss. Nach einer gefühlten Stunde, in der wir im fast knöchelhoch stehenden, aber angenehm warmen Wasser herumgestanden und darauf gewartet hatten, dass es aufhören würde zu regnen, hatte Josh einen Imbiss gefunden, den man halbwegs trocken erreichen konnte, und so saßen wir gleich darauf um einen großen Tisch herum. Schade, dass das Restaurant auf eine verboten scharfe Suppe aus Schweineblut mit einer Leber-Einlage spezialisiert war. Wir schwitzten ordentlich, während die zwei jungen Frauen, die den Imbiss führten, uns sichtlich amüsiert beobachteten. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, fing allerdings wieder an, als wir den Imbiss etwas verstört wieder verließen. Wir waren froh, als wir nach einiger Verwirrung mit den Taxen und einer Rückfahrt durch Straßen, die sich wegen mangelnder Abflussmöglichkeiten nun Flüsse verwandelt hatten, wieder im OMF Home waren und eine heiße Dusche nehmen konnten…
Die Vorbereitungen liefen gut, vor allem für die Betreuer der Kleinkinder von null bis vier und die der Teenager von 13 bis 17. Das Team, das die „elementary kids“ zwischen fünf und zwölf übernehmen sollte, hatte zwar unverhältnismäßig viel Bastelzeug vorzubereiten, aber auch das war mit Gottes Hilfe rechtzeitig geschafft. Und so stiegen wir am Donnerstag, den 27. Juni, zusammen mit einigen Missionaren, die schon angereist waren, und all unserem Material in einen eigens für dieses Vorhaben gemieteten Bus. Dieser brachte uns zu einem großen und sehr schön angelegten Resort, etwa zweieinhalb Stunden nördlich von Bangkok, wo in den folgenden zwei Tagen die Konferenz stattfinden würde. Diese Konferenz hat vor allem den Zweck, die Missionare von OMF, die in Thailand arbeiten, zusammenzubringen, ihnen etwas Erholung zu gönnen und sie zu ermutigen.
Kurz vor Beginn der Konferenz tat sich ein erhebliches Problem auf, das Elena und mich fast von der Mitarbeit disqualifiziert hätte: Aufgrund eines beidseitigen Missverständnisses zwischen uns und OMF hatten wir vor der Reise für die Kinderarbeit nur ein normales polizeiliches Führungszeugnis statt eines erweiterten beantragt.
Das Missverständnis zeigte sich erst, als wir in Thailand waren.
Nun sollte die Konferenz beginnen - doch unsere erweiterten Führungszeugnisse waren noch nicht angekommen.
Die Frage, die sich daraus stellte, war also: Könnte in unserem konkreten Fall eine Ausnahme gemacht werden? Dürften wir trotzdem an dem Kinderprogramm teilnehmen?
Und genau im richtigen Moment, als die Kinder verabschiedet wurden und zusammen mit den anderen Betreuern den Raum verließen, kam die erlösende Email an: OMF Deutschland hatte entschieden, dass wir an der Betreuung teilnehmen durften!!! Für uns ein absolutes Wunder und ein Beispiel dafür, dass Gott Wege schaffen kann, wo wir keinen mehr sehen. Und auch dafür, dass die Antwort auf ein Gebet manchmal anders aussieht, als wir erwartet haben oder uns das gewünscht hätten.
An der Stelle muss allerdings nochmal erwähnt werden, dass unserem Einsatz mit OMF ein langer Bewerbungsprozess vorausgegangen war, der diverse Einschätzungen und Belehrungen bezüglich Kindersicherheit enthalten hatte. Mehrere Mitarbeiter von OMF hatten uns kennengelernt und über mehrere Tage hinweg erlebt. Deshalb war es keinesfalls leichtfertig oder unüberlegt von OMF, uns bis zum Eintreffen unseres erweiterten Führungszeugnisses trotzdem schon die Kinder betreuen zu lassen.
So konnte die Konferenz beziehungsweise die Betreuung der Kids und Jugendlichen beginnen! Doch noch etwas vorweg, denn wenn man mit Kindern von Missionaren zu tun hat, muss man sich eines bewusst machen: Sie wachsen zwischen zwei Welten auf - der Welt in ihrem Elternhaus und der Welt des Einsatzlandes und dessen Kultur. Wenn man sich nun vorstellt, dass das Kind einfach Elemente aus beiden Kulturen übernimmt und in sich vereint, stimmt das nur halb, obgleich man diese Kinder „third culture kids “ nennt. Denn in beiden Kontexten ist das Kind irgendwie zuhause und auch nicht. Ein niederländisches Kind, das in Thailand aufwächst, wird dort nie richtig dazugehören, jedoch so stark von Thailand geprägt werden, dass es auch in den Niederlanden nicht so richtig dazugehört. Allerdings können sie sich in der Regel gut mit anderen Kindern identifizieren, die diese Erfahrung teilen. Das konnten wir auch auf der Konferenz erleben, denn offensichtlich tat den Kindern die Zeit miteinander sehr gut. Da wir in unterschiedlichen Gruppen waren, berichten wir nachfolgend mal separat.
David:
Die Zeit mit „unseren“ elementary Kids zwischen fünf und zwölf Jahren war erstmal ziemlich wild und anstrengend. Ich hatte verdrängt oder vielleicht vergessen, wie viel Energie Kinder in diesem Alter haben. Egal, wie viel wir zwischen den festen Programm-Teilen herumgerannt waren und Fangen gespielt hatten, die Kinder schienen kein bisschen müde zu werden. Kein Wunder, dass mein Armband nach dem ersten der beiden ganzen Tage, die wir vor allem in einem großen, klimatisierten Raum mit Teppichboden verbracht hatten, knapp 15.000 Schritte anzeigte…
Ansonsten fand ich es total klasse, mit den Kindern ein Mal im Schnelldurchlauf durch die Bibel zu gehen: Vom der perfekten Beziehung mit Gott im Garten Eden über die Entscheidung der ersten Menschen, Gott zu misstrauen, die Gegenwart Gottes im Zeit der Begegnung und später im Tempel - wo er zwar bei den Menschen, jedoch unzugänglich im Allerheiligsten verborgen war -, über Jesus‘ Tod am Kreuz - wo dieser Vorhang zerriss und Gott uns kurz darauf durch seinen Geist wieder unmittelbar nah kam - bis hin zu Gottes Versprechen, dass er und wir Menschen eines Tages wieder völlig versöhnt und dauerhaft zusammen leben werden. In sechs Sessions thematisierten wir die einzelnen Stationen dieser Reise, spielten diverse Spiele und bastelten dazu passende Dinge. Eine Schwierigkeit war dabei immer die große Altersspanne von fünf bis zwölf Jahren, denn was für fünfjährige cool und spannend ist, ist es für zwölfjährige nicht unbedingt, und andersherum auch… Trotzdem war es sehr schön zu sehen, dass die zehn Kinder insgesamt sehr harmonisch und friedlich miteinander waren!
Elena:
Während Davids Kinder einen wahren Energie-Überschuss zeigten, mussten Peter und ich bei unserer Teenager-Gruppe vergeblich darauf warten. Nicht alle kannten sich, viele waren bei Gruppendiskussionen oder Fragen unsererseits sehr unsicher und zurückhaltend und es gab zwar ab und an auf Nachfrage Vorschläge für Aktivitäten, doch selbst dann schien die Begeisterungsfähigkeit dafür gering. Thematisch ging es bei uns um eine Video-Serie, die das Buch "How (not) to read the Bible" mit sechs verschiedenen Sessions begleitete. Aufhänger jeder Episode waren Memes, die kontroverse Themen wie Sklaverei, Völkermord, Sexismus, Intoleranz oder scheinbare Widersprüche zur Wissenschaft pointierten. An sich alles spannende Themen. Aber gar nicht so einfach, sie mit einer Gruppe zu besprechen, die weder sich selbst, noch uns als Mitarbeitende gut kennt und einschätzen kann. So dauerte es einfach eine Weile, bis wir tiefer ins Gespräch kommen konnten.
Für mich war das Ganze eine größere Herausforderung, als ich es erwartet hatte. Ich hatte schon oft mit Teenagern gearbeitet, aber fast immer hatte ich entweder mehr Zeit oder zumindest meine Muttersprache zur Hand gehabt. Nun machte es mich traurig, Dinge nicht immer auf den Punkt bringen zu können, um wichtige Aussagen herumformulieren zu müssen, weil man die richtige Vokabel nicht fand, oder bei Absprachen Peter kaum zu verstehen, der obendrein noch nordirisches Englisch sprach. Für jemanden, dessen größte Stärke und Leidenschaft Worte sind, war das einfach unheimlich frustrierend und nicht nur einmal fühlte ich mich nutzlos und unfähig. Ich war noch nie diejenige in einem Team gewesen, die die Sprache am schlechtesten beherrschte: Alle waren Muttersprachler bis auf Julia und David, aber beide hatten mehrere Monate in der UK verbracht. Das kratzte an meinem Stolz, war aber auch eine Chance, Gott in meiner Schwäche neu zu erleben und eine neue Lektion an Demut zu lernen.
Alles in allem tauten die Kids nach und nach immer mehr auf, was sicherlich auch an einer Wasserschlacht, Capture the flag im Dunkeln, Wassernudel-Hockey, Schokoladen-Fondue auf aus Cola-Dosen selbstgebauten kleinen Gas-Kochern, Werwolf, Jungle Speed und vielen weiteren Aktionen lag, die wir uns kontinuierlich für die Gruppe überlegten. Am Ende war ich sehr dankbar für den Einblick, den ich in ihre Gedanken bekommen durfte und ich bete, dass die Zeugnisse, die Peter und ich teilten, sowie ein paar Gedanken aus der Serie eine bleibende Ermutigung sein würden.
Ein persönliches Highlight waren für mich die Gespräche mit den Langzeit-Missionaren vor Ort, die wir während der Mahlzeiten hatten. So konnten wir indirekt viel über die Kultur und die sehr unterschiedliche Arbeit in Thailand erfahren, die OMF hier unterstützt.
Am Sonntag, den 30. Juli, war die Konferenz auch schon wieder zu Ende. Die Zeit war irgendwie fast zu schnell vergangen, obwohl sie anstrengend gewesen war. Als alles aufgeräumt war und wir zu Mittag gegessen hatten, ging es mit dem Bus wieder zurück zum OMF Home in Bangkok.
Da wir bis zum zweiten Einsatz Sattha in Zentralthailand noch etwas Zeit haben, beschlossen wir gemeinsam mit Júlia und Peter kurzfristig, diese für einen Abstecher nach Chiangmai zu nutzen und stiegen noch am selben Abend in einen alten, klapprigen Nachtzug ohne Klimaanlage. Überraschend ausgeruht und gut gelaunt kamen wir am 1. Juli in Chiangmai an und genießen jetzt die erholsame Freizeit, bevor dann am 4. Juli unser zweiter Einsatz beginnt…
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Irene (Samstag, 06 Juli 2024 07:57)
Da hatte zumindest Elena eine echte Herausforderung. Bin gespannt, wie es weiter geht